Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

Bild:
<< vorherige Seite


Marie. (vor sich.) Er ist sehr krank. Sein
Anblick zerreißt mir das Herz. Wie liebt ich ihn,
und nun ich ihm nahe, fühl ich wie lebhaft.
Weislingen. Franz steh auf und laß das Wei-
nen. Jch kann wieder aufkommen. Hofnung ist
bey den Lebenden.
Franz. Jhr werdet nicht. Jhr müßt sterben.
Weislingen. Jch muß.
Franz. (ausser sich.) Gift. Gift. Von eu-
rem Weibe. Jch. Jch.
(er rennt davon.)
Weislingen. Marie geh ihm nach. Er ver-
zweifelt.
(Marie ab.)
Weislingen. Gift von meinem Weibe! Weh!
Weh! Jch fühls. Marter und Todt.
Marie. (inwendig.) Hülfe! Hülfe!
Weislingen. (will aufstehn.) Gott, vermag
ich das nicht.
Marie. (kommt.) Er ist hin. Zum Saalfen-
ster hinaus, stürzt er wütend in den Mayn hinunter.
Weislingen. Jhm ist wohl. Dein Bruder ist
ausser Gefahr. Die andere Commissaren, Secken-
dorf besonders sind seine Freunde. Ritterlich Ge-
fäng-
N 2


Marie. (vor ſich.) Er iſt ſehr krank. Sein
Anblick zerreißt mir das Herz. Wie liebt ich ihn,
und nun ich ihm nahe, fuͤhl ich wie lebhaft.
Weislingen. Franz ſteh auf und laß das Wei-
nen. Jch kann wieder aufkommen. Hofnung iſt
bey den Lebenden.
Franz. Jhr werdet nicht. Jhr muͤßt ſterben.
Weislingen. Jch muß.
Franz. (auſſer ſich.) Gift. Gift. Von eu-
rem Weibe. Jch. Jch.
(er rennt davon.)
Weislingen. Marie geh ihm nach. Er ver-
zweifelt.
(Marie ab.)
Weislingen. Gift von meinem Weibe! Weh!
Weh! Jch fuͤhls. Marter und Todt.
Marie. (inwendig.) Huͤlfe! Huͤlfe!
Weislingen. (will aufſtehn.) Gott, vermag
ich das nicht.
Marie. (kommt.) Er iſt hin. Zum Saalfen-
ſter hinaus, ſtuͤrzt er wuͤtend in den Mayn hinunter.
Weislingen. Jhm iſt wohl. Dein Bruder iſt
auſſer Gefahr. Die andere Commiſſaren, Secken-
dorf beſonders ſind ſeine Freunde. Ritterlich Ge-
faͤng-
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#FRA">
          <pb facs="#f0199" n="195"/>
          <fw place="top" type="header">
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </fw>
        </sp>
        <sp who="#MAR">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Marie.</hi> </speaker>
          <stage>(vor &#x017F;ich.)</stage>
          <p>Er i&#x017F;t &#x017F;ehr krank. Sein<lb/>
Anblick zerreißt mir das Herz. Wie liebt ich ihn,<lb/>
und nun ich ihm nahe, fu&#x0364;hl ich wie lebhaft.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <p>Franz &#x017F;teh auf und laß das Wei-<lb/>
nen. Jch kann wieder aufkommen. Hofnung i&#x017F;t<lb/>
bey den Lebenden.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FRA">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
          <p>Jhr werdet nicht. Jhr mu&#x0364;ßt &#x017F;terben.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <p>Jch muß.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#FRA">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
          <stage>(au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich.)</stage>
          <p>Gift. Gift. Von eu-<lb/>
rem Weibe. Jch. Jch.</p>
          <stage>(er rennt davon.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <p>Marie geh ihm nach. Er ver-<lb/>
zweifelt.</p>
          <stage>(Marie ab.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <p>Gift von meinem Weibe! Weh!<lb/>
Weh! Jch fu&#x0364;hls. Marter und Todt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAR">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Marie.</hi> </speaker>
          <stage>(inwendig.)</stage>
          <p>Hu&#x0364;lfe! Hu&#x0364;lfe!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <stage>(will auf&#x017F;tehn.)</stage>
          <p>Gott, vermag<lb/>
ich das nicht.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAR">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Marie.</hi> </speaker>
          <stage>(kommt.)</stage>
          <p>Er i&#x017F;t hin. Zum Saalfen-<lb/>
&#x017F;ter hinaus, &#x017F;tu&#x0364;rzt er wu&#x0364;tend in den Mayn hinunter.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <p>Jhm i&#x017F;t wohl. Dein Bruder i&#x017F;t<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er Gefahr. Die andere Commi&#x017F;&#x017F;aren, Secken-<lb/>
dorf be&#x017F;onders &#x017F;ind &#x017F;eine Freunde. Ritterlich Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><fw place="bottom" type="catch">fa&#x0364;ng-</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0199] Marie. (vor ſich.) Er iſt ſehr krank. Sein Anblick zerreißt mir das Herz. Wie liebt ich ihn, und nun ich ihm nahe, fuͤhl ich wie lebhaft. Weislingen. Franz ſteh auf und laß das Wei- nen. Jch kann wieder aufkommen. Hofnung iſt bey den Lebenden. Franz. Jhr werdet nicht. Jhr muͤßt ſterben. Weislingen. Jch muß. Franz. (auſſer ſich.) Gift. Gift. Von eu- rem Weibe. Jch. Jch. (er rennt davon.) Weislingen. Marie geh ihm nach. Er ver- zweifelt. (Marie ab.) Weislingen. Gift von meinem Weibe! Weh! Weh! Jch fuͤhls. Marter und Todt. Marie. (inwendig.) Huͤlfe! Huͤlfe! Weislingen. (will aufſtehn.) Gott, vermag ich das nicht. Marie. (kommt.) Er iſt hin. Zum Saalfen- ſter hinaus, ſtuͤrzt er wuͤtend in den Mayn hinunter. Weislingen. Jhm iſt wohl. Dein Bruder iſt auſſer Gefahr. Die andere Commiſſaren, Secken- dorf beſonders ſind ſeine Freunde. Ritterlich Ge- faͤng- N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/199
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/199>, abgerufen am 21.11.2024.