Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773. Weislingen. Du Seele voll Liebe bete für mich, bete für mich. Mein Herz ist verschlossen. Marie. Er wird sich deiner erbarmen. -- Du bist matt. Weislingen. Jch sterbe, sterbe und kann nicht ersterben. Und in dem fürchterlichen Streit des Lebens und Tods sind die Quaalen der Hölle. Marie. Erbarmer erbarme dich seiner. Nur Einen Blick deiner Liebe an sein Herz, daß es sich zum Trost öffne, und sein Geist Hofnung, Lebens- hofnung in den Tod hinüber bringe. Jn einem finstern engen Gewölb. Die Richter des heimlichen Gerichts. (alle vermummt.) Aeltester. Richter des heimlichen Gerichts, schwurt auf Strang und Schwerdt unsträflich zu seyn, zu richten im Verborgenen, zu strafen im Verborgenen Gott gleich. Sind eure Herzen rein und eure Hände, hebt die Arme empor, ruft über die Missethäter. Wehe! Wehe! Alle. N 3
Weislingen. Du Seele voll Liebe bete fuͤr mich, bete fuͤr mich. Mein Herz iſt verſchloſſen. Marie. Er wird ſich deiner erbarmen. — Du biſt matt. Weislingen. Jch ſterbe, ſterbe und kann nicht erſterben. Und in dem fuͤrchterlichen Streit des Lebens und Tods ſind die Quaalen der Hoͤlle. Marie. Erbarmer erbarme dich ſeiner. Nur Einen Blick deiner Liebe an ſein Herz, daß es ſich zum Troſt oͤffne, und ſein Geiſt Hofnung, Lebens- hofnung in den Tod hinuͤber bringe. Jn einem finſtern engen Gewoͤlb. Die Richter des heimlichen Gerichts. (alle vermummt.) Aelteſter. Richter des heimlichen Gerichts, ſchwurt auf Strang und Schwerdt unſtraͤflich zu ſeyn, zu richten im Verborgenen, zu ſtrafen im Verborgenen Gott gleich. Sind eure Herzen rein und eure Haͤnde, hebt die Arme empor, ruft uͤber die Miſſethaͤter. Wehe! Wehe! Alle. N 3
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Lebens und Tods ſind die Quaalen der Hoͤlle.
Marie. Erbarmer erbarme dich ſeiner. Nur
Einen Blick deiner Liebe an ſein Herz, daß es ſich
zum Troſt oͤffne, und ſein Geiſt Hofnung, Lebens-
hofnung in den Tod hinuͤber bringe.
Jn einem finſtern engen
Gewoͤlb.
Die Richter des heimlichen Gerichts.
(alle vermummt.)
Aelteſter. Richter des heimlichen Gerichts,
ſchwurt auf Strang und Schwerdt unſtraͤflich zu
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Verborgenen Gott gleich. Sind eure Herzen rein
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/201>, abgerufen am 16.07.2024. |