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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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sten so geschwind als möglich ins Gedächtniß
zu fassen.

Porcia's Traum recitirten wir um die
Wette, und in das wilde verzweifelnde Ge¬
spräch zwischen Satan und Adramelech, welche
in's rothe Meer gestürzt worden, hatten wir
uns getheilt. Die erste Rolle, als die ge¬
waltsamste, war auf mein Theil gekommen,
die andere, um ein wenig kläglicher, über¬
nahm meine Schwester. Die wechselseitigen,
zwar gräßlichen aber doch wohlklingenden Ver¬
wünschungen flossen nur so vom Munde, und
wir ergriffen jede Gelegenheit, uns mit diesen
höllischen Redensarten zu begrüßen.

Es war ein Samstagsabend im Winter
-- der Vater ließ sich immer bey Licht rasi¬
ren, um Sonntags früh sich zur Kirche be¬
quemlich anziehen zu können -- wir saßen
auf einem Schämel hinter dem Ofen und
murmelten, während der Barbier einseifte,

ſten ſo geſchwind als moͤglich ins Gedaͤchtniß
zu faſſen.

Porcia's Traum recitirten wir um die
Wette, und in das wilde verzweifelnde Ge¬
ſpraͤch zwiſchen Satan und Adramelech, welche
in's rothe Meer geſtuͤrzt worden, hatten wir
uns getheilt. Die erſte Rolle, als die ge¬
waltſamſte, war auf mein Theil gekommen,
die andere, um ein wenig klaͤglicher, uͤber¬
nahm meine Schweſter. Die wechſelſeitigen,
zwar graͤßlichen aber doch wohlklingenden Ver¬
wuͤnſchungen floſſen nur ſo vom Munde, und
wir ergriffen jede Gelegenheit, uns mit dieſen
hoͤlliſchen Redensarten zu begruͤßen.

Es war ein Samſtagsabend im Winter
— der Vater ließ ſich immer bey Licht raſi¬
ren, um Sonntags fruͤh ſich zur Kirche be¬
quemlich anziehen zu koͤnnen — wir ſaßen
auf einem Schaͤmel hinter dem Ofen und
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[178/0194] ſten ſo geſchwind als moͤglich ins Gedaͤchtniß zu faſſen. Porcia's Traum recitirten wir um die Wette, und in das wilde verzweifelnde Ge¬ ſpraͤch zwiſchen Satan und Adramelech, welche in's rothe Meer geſtuͤrzt worden, hatten wir uns getheilt. Die erſte Rolle, als die ge¬ waltſamſte, war auf mein Theil gekommen, die andere, um ein wenig klaͤglicher, uͤber¬ nahm meine Schweſter. Die wechſelſeitigen, zwar graͤßlichen aber doch wohlklingenden Ver¬ wuͤnſchungen floſſen nur ſo vom Munde, und wir ergriffen jede Gelegenheit, uns mit dieſen hoͤlliſchen Redensarten zu begruͤßen. Es war ein Samſtagsabend im Winter — der Vater ließ ſich immer bey Licht raſi¬ ren, um Sonntags fruͤh ſich zur Kirche be¬ quemlich anziehen zu koͤnnen — wir ſaßen auf einem Schaͤmel hinter dem Ofen und murmelten, waͤhrend der Barbier einſeifte,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/194>, abgerufen am 18.12.2024.