unsere herkömmlichen Flüche ziemlich leise. Nun hatte aber Adramelech den Satan mit eisernen Händen zu fassen; meine Schwester packte mich gewaltig an, und recitirte, zwar leise genug aber doch mit steigender Leiden¬ schaft :
Hilf mir! ich flehe dich an, ich bete, wenn du es forderst, Ungeheuer! dich an! Verworfner, schwar¬ zer Verbrecher, Hilf mir! ich leide die Pein des rächenden ewigen Todes!... Vormals konnt' ich mit heißem, mit grimmi¬ gem Hasse dich hassen! Jetzt vermag ich's nicht mehr! Auch dieß ist stechender Jammer!
Bisher war alles leidlich gegangen; aber laut, mit fürchterlicher Stimme, rief sie die folgen¬ den Worte:
O wie bin ich zermalmt!..
12 *
unſere herkoͤmmlichen Fluͤche ziemlich leiſe. Nun hatte aber Adramelech den Satan mit eiſernen Haͤnden zu faſſen; meine Schweſter packte mich gewaltig an, und recitirte, zwar leiſe genug aber doch mit ſteigender Leiden¬ ſchaft :
Hilf mir! ich flehe dich an, ich bete, wenn du es forderſt, Ungeheuer! dich an! Verworfner, ſchwar¬ zer Verbrecher, Hilf mir! ich leide die Pein des raͤchenden ewigen Todes!... Vormals konnt' ich mit heißem, mit grimmi¬ gem Haſſe dich haſſen! Jetzt vermag ich's nicht mehr! Auch dieß iſt ſtechender Jammer!
Bisher war alles leidlich gegangen; aber laut, mit fuͤrchterlicher Stimme, rief ſie die folgen¬ den Worte:
O wie bin ich zermalmt!..
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unſere herkoͤmmlichen Fluͤche ziemlich leiſe.
Nun hatte aber Adramelech den Satan mit
eiſernen Haͤnden zu faſſen; meine Schweſter
packte mich gewaltig an, und recitirte, zwar
leiſe genug aber doch mit ſteigender Leiden¬
ſchaft :
Hilf mir! ich flehe dich an, ich bete, wenn
du es forderſt,
Ungeheuer! dich an! Verworfner, ſchwar¬
zer Verbrecher,
Hilf mir! ich leide die Pein des raͤchenden
ewigen Todes!...
Vormals konnt' ich mit heißem, mit grimmi¬
gem Haſſe dich haſſen!
Jetzt vermag ich's nicht mehr! Auch dieß iſt
ſtechender Jammer!
Bisher war alles leidlich gegangen; aber laut,
mit fuͤrchterlicher Stimme, rief ſie die folgen¬
den Worte:
O wie bin ich zermalmt!..
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/195>, abgerufen am 17.05.2024.
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