Gleich in den ersten Tagen unserer Be¬ kanntschaft zog er mich mit sich aufs Theater, und führte mich besonders in die Foyers, wo die Schauspieler und Schauspielerinnen in der Zwischenzeit sich aufhielten und sich an und auskleideten. Das Local war weder günstig noch bequem, indem man das Thea¬ ter in einen Concertsaal hineingezwängt hatte, so daß für die Schauspieler hinter der Bühne keine besonderen Abtheilungen statt fanden. In einem ziemlich großen Nebenzimmer, das ehedem zu Spielpartieen gedient hatte, wa¬ ren nun beyde Geschlechter meist beysammen und schienen sich so wenig unter einander selbst als vor uns Kindern zu scheuen, wenn es beym Anlegen oder Verändern der Klei¬ dungsstücke nicht immer zum anständigsten herging. Mir war dergleichen niemals vor¬ gekommen, und doch fand ich es bald durch Gewohnheit, bey wiederholtem Besuch, ganz natürlich.
Gleich in den erſten Tagen unſerer Be¬ kanntſchaft zog er mich mit ſich aufs Theater, und fuͤhrte mich beſonders in die Foyers, wo die Schauſpieler und Schauſpielerinnen in der Zwiſchenzeit ſich aufhielten und ſich an und auskleideten. Das Local war weder guͤnſtig noch bequem, indem man das Thea¬ ter in einen Concertſaal hineingezwaͤngt hatte, ſo daß fuͤr die Schauſpieler hinter der Buͤhne keine beſonderen Abtheilungen ſtatt fanden. In einem ziemlich großen Nebenzimmer, das ehedem zu Spielpartieen gedient hatte, wa¬ ren nun beyde Geſchlechter meiſt beyſammen und ſchienen ſich ſo wenig unter einander ſelbſt als vor uns Kindern zu ſcheuen, wenn es beym Anlegen oder Veraͤndern der Klei¬ dungsſtuͤcke nicht immer zum anſtaͤndigſten herging. Mir war dergleichen niemals vor¬ gekommen, und doch fand ich es bald durch Gewohnheit, bey wiederholtem Beſuch, ganz natuͤrlich.
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Gleich in den erſten Tagen unſerer Be¬
kanntſchaft zog er mich mit ſich aufs Theater,
und fuͤhrte mich beſonders in die Foyers, wo
die Schauſpieler und Schauſpielerinnen in
der Zwiſchenzeit ſich aufhielten und ſich an
und auskleideten. Das Local war weder
guͤnſtig noch bequem, indem man das Thea¬
ter in einen Concertſaal hineingezwaͤngt hatte,
ſo daß fuͤr die Schauſpieler hinter der Buͤhne
keine beſonderen Abtheilungen ſtatt fanden.
In einem ziemlich großen Nebenzimmer, das
ehedem zu Spielpartieen gedient hatte, wa¬
ren nun beyde Geſchlechter meiſt beyſammen
und ſchienen ſich ſo wenig unter einander
ſelbſt als vor uns Kindern zu ſcheuen, wenn
es beym Anlegen oder Veraͤndern der Klei¬
dungsſtuͤcke nicht immer zum anſtaͤndigſten
herging. Mir war dergleichen niemals vor¬
gekommen, und doch fand ich es bald durch
Gewohnheit, bey wiederholtem Beſuch, ganz
natuͤrlich.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/223>, abgerufen am 21.05.2024.
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