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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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befürchten, sich übrigens still halten und mit
Niemand von der Sache sprechen.

Mehrere Truppen zogen durch die Stadt;
man erfuhr, daß sie bey Bergen Halt
machten. Das Kommen und Gehen, das
Reiten und Laufen vermehrte sich immer, und
unser Haus war Tag und Nacht in Aufruhr.
In dieser Zeit habe ich den Marschall Bro¬
glio öfter gesehen, immer heiter, ein wie das
andre Mal an Gebärden und Betragen völ¬
lig gleich, und es hat mich auch nachher
gefreut, den Mann, dessen Gestalt einen so
guten und dauerhaften Eindruck gemacht
hatte, in der Geschichte rühmlich erwähnt zu
finden.

So kam denn endlich, nach einer unruhi¬
gen Charwoche, 1759 der Charfreytag heran.
Eine große Stille verkündigte den nahen
Sturm. Uns Kindern war verboten aus
dem Hause zu gehen; der Vater hatte keine

befuͤrchten, ſich uͤbrigens ſtill halten und mit
Niemand von der Sache ſprechen.

Mehrere Truppen zogen durch die Stadt;
man erfuhr, daß ſie bey Bergen Halt
machten. Das Kommen und Gehen, das
Reiten und Laufen vermehrte ſich immer, und
unſer Haus war Tag und Nacht in Aufruhr.
In dieſer Zeit habe ich den Marſchall Bro¬
glio oͤfter geſehen, immer heiter, ein wie das
andre Mal an Gebaͤrden und Betragen voͤl¬
lig gleich, und es hat mich auch nachher
gefreut, den Mann, deſſen Geſtalt einen ſo
guten und dauerhaften Eindruck gemacht
hatte, in der Geſchichte ruͤhmlich erwaͤhnt zu
finden.

So kam denn endlich, nach einer unruhi¬
gen Charwoche, 1759 der Charfreytag heran.
Eine große Stille verkuͤndigte den nahen
Sturm. Uns Kindern war verboten aus
dem Hauſe zu gehen; der Vater hatte keine

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[222/0238] befuͤrchten, ſich uͤbrigens ſtill halten und mit Niemand von der Sache ſprechen. Mehrere Truppen zogen durch die Stadt; man erfuhr, daß ſie bey Bergen Halt machten. Das Kommen und Gehen, das Reiten und Laufen vermehrte ſich immer, und unſer Haus war Tag und Nacht in Aufruhr. In dieſer Zeit habe ich den Marſchall Bro¬ glio oͤfter geſehen, immer heiter, ein wie das andre Mal an Gebaͤrden und Betragen voͤl¬ lig gleich, und es hat mich auch nachher gefreut, den Mann, deſſen Geſtalt einen ſo guten und dauerhaften Eindruck gemacht hatte, in der Geſchichte ruͤhmlich erwaͤhnt zu finden. So kam denn endlich, nach einer unruhi¬ gen Charwoche, 1759 der Charfreytag heran. Eine große Stille verkuͤndigte den nahen Sturm. Uns Kindern war verboten aus dem Hauſe zu gehen; der Vater hatte keine

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/238>, abgerufen am 25.11.2024.