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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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Gänge, auf denen sie gespielt, die Wände,
für deren Reinlichkeit und Erhaltung man
sonst so sehr gesorgt, alles das vor der Hacke
des Maurers, vor dem Beile des Zimmer¬
manns fallen zu sehen, und zwar von unten
herauf, und indessen oben auf unterstützten
Balken, gleichsam in der Luft zu schweben,
und dabey immer noch zu einer gewissen Lec¬
tion, zu einer bestimmten Arbeit angehalten
zu werden -- dieses alles brachte eine Ver¬
wirrung in den jungen Köpfen hervor, die
sich so leicht nicht wieder ins Gleiche setzen ließ.
Doch wurde die Unbequemlichkeit von der
Jugend weniger empfunden, weil ihr etwas
mehr Spielraum als bisher, und manche
Gelegenheit sich auf Balken zu schaukeln und
auf Brettern zu schwingen, gelassen ward.

Hartnäckig setzte der Vater die erste Zeit sei¬
nen Plan durch; doch als zuletzt auch das Dach
theilweise abgetragen wurde, und ohngeachtet
alles übergespannten Wachstuches von abge¬

Gaͤnge, auf denen ſie geſpielt, die Waͤnde,
fuͤr deren Reinlichkeit und Erhaltung man
ſonſt ſo ſehr geſorgt, alles das vor der Hacke
des Maurers, vor dem Beile des Zimmer¬
manns fallen zu ſehen, und zwar von unten
herauf, und indeſſen oben auf unterſtuͤtzten
Balken, gleichſam in der Luft zu ſchweben,
und dabey immer noch zu einer gewiſſen Lec¬
tion, zu einer beſtimmten Arbeit angehalten
zu werden — dieſes alles brachte eine Ver¬
wirrung in den jungen Koͤpfen hervor, die
ſich ſo leicht nicht wieder ins Gleiche ſetzen ließ.
Doch wurde die Unbequemlichkeit von der
Jugend weniger empfunden, weil ihr etwas
mehr Spielraum als bisher, und manche
Gelegenheit ſich auf Balken zu ſchaukeln und
auf Brettern zu ſchwingen, gelaſſen ward.

Hartnaͤckig ſetzte der Vater die erſte Zeit ſei¬
nen Plan durch; doch als zuletzt auch das Dach
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[18/0034] Gaͤnge, auf denen ſie geſpielt, die Waͤnde, fuͤr deren Reinlichkeit und Erhaltung man ſonſt ſo ſehr geſorgt, alles das vor der Hacke des Maurers, vor dem Beile des Zimmer¬ manns fallen zu ſehen, und zwar von unten herauf, und indeſſen oben auf unterſtuͤtzten Balken, gleichſam in der Luft zu ſchweben, und dabey immer noch zu einer gewiſſen Lec¬ tion, zu einer beſtimmten Arbeit angehalten zu werden — dieſes alles brachte eine Ver¬ wirrung in den jungen Koͤpfen hervor, die ſich ſo leicht nicht wieder ins Gleiche ſetzen ließ. Doch wurde die Unbequemlichkeit von der Jugend weniger empfunden, weil ihr etwas mehr Spielraum als bisher, und manche Gelegenheit ſich auf Balken zu ſchaukeln und auf Brettern zu ſchwingen, gelaſſen ward. Hartnaͤckig ſetzte der Vater die erſte Zeit ſei¬ nen Plan durch; doch als zuletzt auch das Dach theilweiſe abgetragen wurde, und ohngeachtet alles uͤbergeſpannten Wachstuches von abge¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/34>, abgerufen am 21.11.2024.