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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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Luft erzählte, auf dem Papier stand, und
nur wenige Blätter von Zeit zu Zeit umge¬
schrieben zu werden brauchten.

Als das Werk fertig war: denn es kam
zu meiner eignen Verwunderung wirklich zu
Stande; bedachte ich, daß von den vorigen
Jahren mancherley Gedichte vorhanden seyen,
die mir auch jetzt nicht verwerflich schienen,
welche in ein Format mit Joseph zusammen¬
geschrieben, einen ganz artigen Quartband
ausmachen würden, dem man den Titel ver¬
mischte Gedichte geben könnte; welches wir
sehr wohl gefiel, weil ich dadurch im Stillen
bekannte und berühmte Autoren nachzuahmen
Gelegenheit fand. Ich hatte eine gute An¬
zahl sogenannter anakreontischer Gedichte ver¬
fertigt, die mir wegen der Bequemlichkeit
des Sylbenmaßes und der Leichtigkeit des
Inhalts sehr wohl von der Hand gingen.
Allein diese durfte ich nicht wohl aufnehmen,
weil sie keine Reime hatten, und ich doch

Luft erzaͤhlte, auf dem Papier ſtand, und
nur wenige Blaͤtter von Zeit zu Zeit umge¬
ſchrieben zu werden brauchten.

Als das Werk fertig war: denn es kam
zu meiner eignen Verwunderung wirklich zu
Stande; bedachte ich, daß von den vorigen
Jahren mancherley Gedichte vorhanden ſeyen,
die mir auch jetzt nicht verwerflich ſchienen,
welche in ein Format mit Joſeph zuſammen¬
geſchrieben, einen ganz artigen Quartband
ausmachen wuͤrden, dem man den Titel ver¬
miſchte Gedichte geben koͤnnte; welches wir
ſehr wohl gefiel, weil ich dadurch im Stillen
bekannte und beruͤhmte Autoren nachzuahmen
Gelegenheit fand. Ich hatte eine gute An¬
zahl ſogenannter anakreontiſcher Gedichte ver¬
fertigt, die mir wegen der Bequemlichkeit
des Sylbenmaßes und der Leichtigkeit des
Inhalts ſehr wohl von der Hand gingen.
Allein dieſe durfte ich nicht wohl aufnehmen,
weil ſie keine Reime hatten, und ich doch

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[333/0349] Luft erzaͤhlte, auf dem Papier ſtand, und nur wenige Blaͤtter von Zeit zu Zeit umge¬ ſchrieben zu werden brauchten. Als das Werk fertig war: denn es kam zu meiner eignen Verwunderung wirklich zu Stande; bedachte ich, daß von den vorigen Jahren mancherley Gedichte vorhanden ſeyen, die mir auch jetzt nicht verwerflich ſchienen, welche in ein Format mit Joſeph zuſammen¬ geſchrieben, einen ganz artigen Quartband ausmachen wuͤrden, dem man den Titel ver¬ miſchte Gedichte geben koͤnnte; welches wir ſehr wohl gefiel, weil ich dadurch im Stillen bekannte und beruͤhmte Autoren nachzuahmen Gelegenheit fand. Ich hatte eine gute An¬ zahl ſogenannter anakreontiſcher Gedichte ver¬ fertigt, die mir wegen der Bequemlichkeit des Sylbenmaßes und der Leichtigkeit des Inhalts ſehr wohl von der Hand gingen. Allein dieſe durfte ich nicht wohl aufnehmen, weil ſie keine Reime hatten, und ich doch

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/349>, abgerufen am 29.11.2024.