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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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hintereinander vor meiner Seele, schärften
und spornten meinen Schmerz, so daß ich
mir vor Jammer nicht zu helfen wußte, mich
die Länge lang auf die Erde warf, und den
Fußboden mit meinen Thränen benetzte.

Ich weiß nicht, wie lange ich mochte
gelegen haben, als meine Schwester herein¬
trat, über meine Gebärde erschrak und al¬
les mögliche that mich aufzurichten. Sie er¬
zählte mir, daß eine Magistratsperson unten
beym Vater die Rückkunft des Hausfreundes
erwartet, und nachdem sie sich eine Zeit
lang eingeschlossen gehalten, seyen die beyden
Herren weggegangen, und hätten untereinan¬
der sehr zufrieden, ja mit Lachen geredet,
und sie glaube die Worte verstanden zu haben:
es ist recht gut, die Sache hat nichts zu
bedeuten. -- "Freylich, fuhr ich auf, hat
die Sache nichts zu bedeuten, für mich, für
uns: denn ich habe nichts verbrochen, und
wenn ich es hätte, so würde man mir durch¬

hintereinander vor meiner Seele, ſchaͤrften
und ſpornten meinen Schmerz, ſo daß ich
mir vor Jammer nicht zu helfen wußte, mich
die Laͤnge lang auf die Erde warf, und den
Fußboden mit meinen Thraͤnen benetzte.

Ich weiß nicht, wie lange ich mochte
gelegen haben, als meine Schweſter herein¬
trat, uͤber meine Gebaͤrde erſchrak und al¬
les moͤgliche that mich aufzurichten. Sie er¬
zaͤhlte mir, daß eine Magiſtratsperſon unten
beym Vater die Ruͤckkunft des Hausfreundes
erwartet, und nachdem ſie ſich eine Zeit
lang eingeſchloſſen gehalten, ſeyen die beyden
Herren weggegangen, und haͤtten untereinan¬
der ſehr zufrieden, ja mit Lachen geredet,
und ſie glaube die Worte verſtanden zu haben:
es iſt recht gut, die Sache hat nichts zu
bedeuten. — „Freylich, fuhr ich auf, hat
die Sache nichts zu bedeuten, fuͤr mich, fuͤr
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[509/0525] hintereinander vor meiner Seele, ſchaͤrften und ſpornten meinen Schmerz, ſo daß ich mir vor Jammer nicht zu helfen wußte, mich die Laͤnge lang auf die Erde warf, und den Fußboden mit meinen Thraͤnen benetzte. Ich weiß nicht, wie lange ich mochte gelegen haben, als meine Schweſter herein¬ trat, uͤber meine Gebaͤrde erſchrak und al¬ les moͤgliche that mich aufzurichten. Sie er¬ zaͤhlte mir, daß eine Magiſtratsperſon unten beym Vater die Ruͤckkunft des Hausfreundes erwartet, und nachdem ſie ſich eine Zeit lang eingeſchloſſen gehalten, ſeyen die beyden Herren weggegangen, und haͤtten untereinan¬ der ſehr zufrieden, ja mit Lachen geredet, und ſie glaube die Worte verſtanden zu haben: es iſt recht gut, die Sache hat nichts zu bedeuten. — „Freylich, fuhr ich auf, hat die Sache nichts zu bedeuten, fuͤr mich, fuͤr uns: denn ich habe nichts verbrochen, und wenn ich es haͤtte, ſo wuͤrde man mir durch¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/525>, abgerufen am 26.11.2024.