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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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Personen, nach dem Vorgang der Niederlän¬
der, sehr reinlich ausführte. Nun aber ward
durch die neue Ordnung, durch einen beque¬
mern Raum, und noch mehr durch die Be¬
kanntschaft eines geschickten Künstlers, die
Liebhaberey, wieder angefrischt und belebt. Die¬
ses war Seekaz, ein Schüler von Brink¬
mann, darmstädtischer Hofmaler, dessen Ta¬
lent und Character sich in der Folge vor uns
umständlicher entwickeln wird.

Man schritt auf diese Weise mit Vollen¬
dung der übrigen Zimmer, nach ihren ver¬
schiedenen Bestimmungen, weiter. Reinlichkeit
und Ordnung herrschten im Ganzen; vorzüg¬
lich trugen große Spiegelscheiben das ihrige
zu einer vollkommenen Helligkeit bey, die in
dem alten Hause aus mehrern Ursachen, zu¬
nächst aber auch wegen meist runder Fensterschei¬
ben gefehlt hatte. Der Vater zeigte sich heiter,
weil ihm alles gut gelungen war; und wäre
der gute Humor nicht manchmal dadurch un¬

I. 4

Perſonen, nach dem Vorgang der Niederlaͤn¬
der, ſehr reinlich ausfuͤhrte. Nun aber ward
durch die neue Ordnung, durch einen beque¬
mern Raum, und noch mehr durch die Be¬
kanntſchaft eines geſchickten Kuͤnſtlers, die
Liebhaberey, wieder angefriſcht und belebt. Die¬
ſes war Seekaz, ein Schuͤler von Brink¬
mann, darmſtaͤdtiſcher Hofmaler, deſſen Ta¬
lent und Character ſich in der Folge vor uns
umſtaͤndlicher entwickeln wird.

Man ſchritt auf dieſe Weiſe mit Vollen¬
dung der uͤbrigen Zimmer, nach ihren ver¬
ſchiedenen Beſtimmungen, weiter. Reinlichkeit
und Ordnung herrſchten im Ganzen; vorzuͤg¬
lich trugen große Spiegelſcheiben das ihrige
zu einer vollkommenen Helligkeit bey, die in
dem alten Hauſe aus mehrern Urſachen, zu¬
naͤchſt aber auch wegen meiſt runder Fenſterſchei¬
ben gefehlt hatte. Der Vater zeigte ſich heiter,
weil ihm alles gut gelungen war; und waͤre
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[49/0065] Perſonen, nach dem Vorgang der Niederlaͤn¬ der, ſehr reinlich ausfuͤhrte. Nun aber ward durch die neue Ordnung, durch einen beque¬ mern Raum, und noch mehr durch die Be¬ kanntſchaft eines geſchickten Kuͤnſtlers, die Liebhaberey, wieder angefriſcht und belebt. Die¬ ſes war Seekaz, ein Schuͤler von Brink¬ mann, darmſtaͤdtiſcher Hofmaler, deſſen Ta¬ lent und Character ſich in der Folge vor uns umſtaͤndlicher entwickeln wird. Man ſchritt auf dieſe Weiſe mit Vollen¬ dung der uͤbrigen Zimmer, nach ihren ver¬ ſchiedenen Beſtimmungen, weiter. Reinlichkeit und Ordnung herrſchten im Ganzen; vorzuͤg¬ lich trugen große Spiegelſcheiben das ihrige zu einer vollkommenen Helligkeit bey, die in dem alten Hauſe aus mehrern Urſachen, zu¬ naͤchſt aber auch wegen meiſt runder Fenſterſchei¬ ben gefehlt hatte. Der Vater zeigte ſich heiter, weil ihm alles gut gelungen war; und waͤre der gute Humor nicht manchmal dadurch un¬ I. 4

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/65>, abgerufen am 21.11.2024.