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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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herrliches Auskunftsmittel gegeben, seine Tha¬
ten und Unthaten, seine Gebrechen und seine
Zweifel einem würdigen, eigens dazu bestell¬
ten Manne zu vertrauen, der ihn zu beru¬
higen, zu warnen, zu stärken, durch gleich¬
falls symbolische Strafen zu züchtigen und
ihn zuletzt, durch ein völliges Auslöschen seiner
Schuld, zu beseligen und ihm rein und abge¬
waschen die Tafel seiner Menschheit wieder zu
übergeben weiß. So, durch mehrere sacra¬
mentliche Handlungen, welche sich wieder, bey
genauerer Ansicht, in sacramentliche kleinere Zü¬
ge verzweigen, vorbereitet und rein beruhigt,
knieet er hin, die Hostie zu empfangen; und
daß ja das Geheimniß dieses hohen Acts noch
gesteigert werde, sieht er den Kelch nur in der
Ferne, es ist kein gemeines Essen und Trin¬
ken, was befriedigt, es ist eine Himmelsspei¬
se, die nach himmlischem Tranke durstig macht.

Jedoch glaube der Jüngling nicht, daß es
damit abgethan sey; selbst der Mann glaube

herrliches Auskunftsmittel gegeben, ſeine Tha¬
ten und Unthaten, ſeine Gebrechen und ſeine
Zweifel einem wuͤrdigen, eigens dazu beſtell¬
ten Manne zu vertrauen, der ihn zu beru¬
higen, zu warnen, zu ſtaͤrken, durch gleich¬
falls ſymboliſche Strafen zu zuͤchtigen und
ihn zuletzt, durch ein voͤlliges Ausloͤſchen ſeiner
Schuld, zu beſeligen und ihm rein und abge¬
waſchen die Tafel ſeiner Menſchheit wieder zu
uͤbergeben weiß. So, durch mehrere ſacra¬
mentliche Handlungen, welche ſich wieder, bey
genauerer Anſicht, in ſacramentliche kleinere Zuͤ¬
ge verzweigen, vorbereitet und rein beruhigt,
knieet er hin, die Hoſtie zu empfangen; und
daß ja das Geheimniß dieſes hohen Acts noch
geſteigert werde, ſieht er den Kelch nur in der
Ferne, es iſt kein gemeines Eſſen und Trin¬
ken, was befriedigt, es iſt eine Himmelsſpei¬
ſe, die nach himmliſchem Tranke durſtig macht.

Jedoch glaube der Juͤngling nicht, daß es
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[183/0191] herrliches Auskunftsmittel gegeben, ſeine Tha¬ ten und Unthaten, ſeine Gebrechen und ſeine Zweifel einem wuͤrdigen, eigens dazu beſtell¬ ten Manne zu vertrauen, der ihn zu beru¬ higen, zu warnen, zu ſtaͤrken, durch gleich¬ falls ſymboliſche Strafen zu zuͤchtigen und ihn zuletzt, durch ein voͤlliges Ausloͤſchen ſeiner Schuld, zu beſeligen und ihm rein und abge¬ waſchen die Tafel ſeiner Menſchheit wieder zu uͤbergeben weiß. So, durch mehrere ſacra¬ mentliche Handlungen, welche ſich wieder, bey genauerer Anſicht, in ſacramentliche kleinere Zuͤ¬ ge verzweigen, vorbereitet und rein beruhigt, knieet er hin, die Hoſtie zu empfangen; und daß ja das Geheimniß dieſes hohen Acts noch geſteigert werde, ſieht er den Kelch nur in der Ferne, es iſt kein gemeines Eſſen und Trin¬ ken, was befriedigt, es iſt eine Himmelsſpei¬ ſe, die nach himmliſchem Tranke durſtig macht. Jedoch glaube der Juͤngling nicht, daß es damit abgethan ſey; ſelbſt der Mann glaube

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/191>, abgerufen am 21.11.2024.