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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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sicherungen mit Inbrunst an, und ihm wird
da, wo jede irdische Garantie verschwindet,
durch eine himmlische für alle Ewigkeit ein
seliges Daseyn zugesichert. Er fühlt sich ent¬
schieden überzeugt, daß weder ein feindseliges
Element, noch ein miswollender Geist ihn hin¬
dern könne, sich mit einem verklärten Leibe
zu umgeben, um in unmittelbaren Verhält¬
nissen zur Gottheit an den unermeßlichen Se¬
ligkeiten Theil zu nehmen, die von ihr aus¬
fließen.

Zum Schlusse werden sodann, damit der
ganze Mensch geheiligt sey, auch die Füße
gesalbt und gesegnet. Sie sollen, selbst bey
möglicher Genesung, einen Widerwillen empfin¬
den, diesen irdischen, harten, undurchdring¬
lichen Boden zu berühren. Ihnen soll eine
wundersame Schnellkraft mitgetheilt werden,
wodurch sie den Erdschollen, der sie bisher
anzog, unter sich abstoßen. Und so ist durch
einen glänzenden Zirkel gleichwürdig heiliger

ſicherungen mit Inbrunſt an, und ihm wird
da, wo jede irdiſche Garantie verſchwindet,
durch eine himmliſche fuͤr alle Ewigkeit ein
ſeliges Daſeyn zugeſichert. Er fuͤhlt ſich ent¬
ſchieden uͤberzeugt, daß weder ein feindſeliges
Element, noch ein miswollender Geiſt ihn hin¬
dern koͤnne, ſich mit einem verklaͤrten Leibe
zu umgeben, um in unmittelbaren Verhaͤlt¬
niſſen zur Gottheit an den unermeßlichen Se¬
ligkeiten Theil zu nehmen, die von ihr aus¬
fließen.

Zum Schluſſe werden ſodann, damit der
ganze Menſch geheiligt ſey, auch die Fuͤße
geſalbt und geſegnet. Sie ſollen, ſelbſt bey
moͤglicher Geneſung, einen Widerwillen empfin¬
den, dieſen irdiſchen, harten, undurchdring¬
lichen Boden zu beruͤhren. Ihnen ſoll eine
wunderſame Schnellkraft mitgetheilt werden,
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[185/0193] ſicherungen mit Inbrunſt an, und ihm wird da, wo jede irdiſche Garantie verſchwindet, durch eine himmliſche fuͤr alle Ewigkeit ein ſeliges Daſeyn zugeſichert. Er fuͤhlt ſich ent¬ ſchieden uͤberzeugt, daß weder ein feindſeliges Element, noch ein miswollender Geiſt ihn hin¬ dern koͤnne, ſich mit einem verklaͤrten Leibe zu umgeben, um in unmittelbaren Verhaͤlt¬ niſſen zur Gottheit an den unermeßlichen Se¬ ligkeiten Theil zu nehmen, die von ihr aus¬ fließen. Zum Schluſſe werden ſodann, damit der ganze Menſch geheiligt ſey, auch die Fuͤße geſalbt und geſegnet. Sie ſollen, ſelbſt bey moͤglicher Geneſung, einen Widerwillen empfin¬ den, dieſen irdiſchen, harten, undurchdring¬ lichen Boden zu beruͤhren. Ihnen ſoll eine wunderſame Schnellkraft mitgetheilt werden, wodurch ſie den Erdſchollen, der ſie bisher anzog, unter ſich abſtoßen. Und ſo iſt durch einen glaͤnzenden Zirkel gleichwuͤrdig heiliger

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/193>, abgerufen am 12.05.2024.