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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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stalt geordnet, daß der kleine Raum sehr vie¬
les umfaßte. Die Möbeln, Schränke, Por¬
tefeuilles elegant ohne Ziererey oder Ueberfluß.
So war auch das erste was er uns empfahl
und worauf er immer wieder zurückkam, die
Einfalt in allem, was Kunst und Handwerk
vereint hervorzubringen berufen sind. Als ein
abgesagter Feind des Schnörkel- und Muschel¬
wesens und des ganzen barocken Geschmacks
zeigte er uns dergleichen in Kupfer gestochne
und gezeichnete alte Muster im Gegensatz mit
besseren Verzierungen und einfacheren Formen
der Möbel sowohl als anderer Zimmerumge¬
bungen, und weil alles um ihn her mit die¬
sen Maximen übereinstimmte; so machten die
Worte und Lehren auf uns einen guten und
dauernden Eindruck. Auch außerdem hatte er
Gelegenheit, uns seine Gesinnungen practisch
sehen zu lassen, indem er sowohl bey Privat-
als Regimentspersonen in gutem Ansehen
stand und bey neuen Bauten und Verände¬
rungen um Rath gefragt wurde. Ueberhaupt

ſtalt geordnet, daß der kleine Raum ſehr vie¬
les umfaßte. Die Moͤbeln, Schraͤnke, Por¬
tefeuilles elegant ohne Ziererey oder Ueberfluß.
So war auch das erſte was er uns empfahl
und worauf er immer wieder zuruͤckkam, die
Einfalt in allem, was Kunſt und Handwerk
vereint hervorzubringen berufen ſind. Als ein
abgeſagter Feind des Schnoͤrkel- und Muſchel¬
weſens und des ganzen barocken Geſchmacks
zeigte er uns dergleichen in Kupfer geſtochne
und gezeichnete alte Muſter im Gegenſatz mit
beſſeren Verzierungen und einfacheren Formen
der Moͤbel ſowohl als anderer Zimmerumge¬
bungen, und weil alles um ihn her mit die¬
ſen Maximen uͤbereinſtimmte; ſo machten die
Worte und Lehren auf uns einen guten und
dauernden Eindruck. Auch außerdem hatte er
Gelegenheit, uns ſeine Geſinnungen practiſch
ſehen zu laſſen, indem er ſowohl bey Privat-
als Regimentsperſonen in gutem Anſehen
ſtand und bey neuen Bauten und Veraͤnde¬
rungen um Rath gefragt wurde. Ueberhaupt

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[233/0241] ſtalt geordnet, daß der kleine Raum ſehr vie¬ les umfaßte. Die Moͤbeln, Schraͤnke, Por¬ tefeuilles elegant ohne Ziererey oder Ueberfluß. So war auch das erſte was er uns empfahl und worauf er immer wieder zuruͤckkam, die Einfalt in allem, was Kunſt und Handwerk vereint hervorzubringen berufen ſind. Als ein abgeſagter Feind des Schnoͤrkel- und Muſchel¬ weſens und des ganzen barocken Geſchmacks zeigte er uns dergleichen in Kupfer geſtochne und gezeichnete alte Muſter im Gegenſatz mit beſſeren Verzierungen und einfacheren Formen der Moͤbel ſowohl als anderer Zimmerumge¬ bungen, und weil alles um ihn her mit die¬ ſen Maximen uͤbereinſtimmte; ſo machten die Worte und Lehren auf uns einen guten und dauernden Eindruck. Auch außerdem hatte er Gelegenheit, uns ſeine Geſinnungen practiſch ſehen zu laſſen, indem er ſowohl bey Privat- als Regimentsperſonen in gutem Anſehen ſtand und bey neuen Bauten und Veraͤnde¬ rungen um Rath gefragt wurde. Ueberhaupt

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/241>, abgerufen am 21.11.2024.