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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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Man lasse mich hier noch einiger Män¬
ner gedenken, welche sich in Leipzig aufhiel¬
ten, oder daselbst auf kurze Zeit verweilten.
Kreissteuereinnehmer Weisse, in seinen be¬
sten Jahren, heiter, freundlich und zuvor¬
kommend, ward von uns geliebt und geschätzt.
Zwar wollten wir seine Theaterstücke nicht
durchaus für musterhaft gelten lassen, ließen
uns aber doch davon hinreißen, und seine
Opern, durch Hillern auf eine leichte Weise
belebt, machten uns viel Vergnügen. Schieb¬
ler, von Hamburg, betrat dieselbige Bahn,
und dessen Lisuard und Dariolette
ward von uns gleichfalls begünstigt. Eschen¬
burg, ein schöner junger Mann, nur um
weniges älter als wir, zeichnete sich unter den
Studirenden vortheilhaft aus. Zachariä
ließ sich's einige Wochen bey uns gefallen und
speiste, durch seinen Bruder eingeleitet, mit
uns an Einem Tische. Wir schätzten es, wie
billig, für eine Ehre, wechselsweise durch ein
Paar außerordentliche Gerichte, reichlicheren

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Man laſſe mich hier noch einiger Maͤn¬
ner gedenken, welche ſich in Leipzig aufhiel¬
ten, oder daſelbſt auf kurze Zeit verweilten.
Kreisſteuereinnehmer Weiſſe, in ſeinen be¬
ſten Jahren, heiter, freundlich und zuvor¬
kommend, ward von uns geliebt und geſchaͤtzt.
Zwar wollten wir ſeine Theaterſtuͤcke nicht
durchaus fuͤr muſterhaft gelten laſſen, ließen
uns aber doch davon hinreißen, und ſeine
Opern, durch Hillern auf eine leichte Weiſe
belebt, machten uns viel Vergnuͤgen. Schieb¬
ler, von Hamburg, betrat dieſelbige Bahn,
und deſſen Liſuard und Dariolette
ward von uns gleichfalls beguͤnſtigt. Eſchen¬
burg, ein ſchoͤner junger Mann, nur um
weniges aͤlter als wir, zeichnete ſich unter den
Studirenden vortheilhaft aus. Zachariaͤ
ließ ſich's einige Wochen bey uns gefallen und
ſpeiſte, durch ſeinen Bruder eingeleitet, mit
uns an Einem Tiſche. Wir ſchaͤtzten es, wie
billig, fuͤr eine Ehre, wechſelsweiſe durch ein
Paar außerordentliche Gerichte, reichlicheren

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[275/0283] Man laſſe mich hier noch einiger Maͤn¬ ner gedenken, welche ſich in Leipzig aufhiel¬ ten, oder daſelbſt auf kurze Zeit verweilten. Kreisſteuereinnehmer Weiſſe, in ſeinen be¬ ſten Jahren, heiter, freundlich und zuvor¬ kommend, ward von uns geliebt und geſchaͤtzt. Zwar wollten wir ſeine Theaterſtuͤcke nicht durchaus fuͤr muſterhaft gelten laſſen, ließen uns aber doch davon hinreißen, und ſeine Opern, durch Hillern auf eine leichte Weiſe belebt, machten uns viel Vergnuͤgen. Schieb¬ ler, von Hamburg, betrat dieſelbige Bahn, und deſſen Liſuard und Dariolette ward von uns gleichfalls beguͤnſtigt. Eſchen¬ burg, ein ſchoͤner junger Mann, nur um weniges aͤlter als wir, zeichnete ſich unter den Studirenden vortheilhaft aus. Zachariaͤ ließ ſich's einige Wochen bey uns gefallen und ſpeiſte, durch ſeinen Bruder eingeleitet, mit uns an Einem Tiſche. Wir ſchaͤtzten es, wie billig, fuͤr eine Ehre, wechſelsweiſe durch ein Paar außerordentliche Gerichte, reichlicheren 18 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/283>, abgerufen am 21.11.2024.