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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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Wasser oder zu Lande bewegen, so zeigten
sich gleich die einzelnen anziehenden Kräfte;
jedes Paar schloß sich zusammen, und für ei¬
nige Männer, die nicht versagt waren, wor¬
unter ich auch gehörte, blieb entweder gar
keine weibliche Unterhaltung, oder eine solche,
die man an einem lustigen Tage nicht würde
gewählt haben. Ein Freund, der sich in glei¬
chem Falle befand, und dem es an einer Hälf¬
te hauptsächlich deswegen ermangeln mochte,
weil es ihm, bey dem besten Humor, an
Zärtlichkeit, und bey viel Verstand, an jener
Aufmerksamkeit fehlte, ohne welche sich Ver¬
bindungen solcher Art nicht denken lassen; die¬
ser, nachdem er öfters seinen Zustand launig
und geistreich beklagt, versprach, bey der näch¬
sten Versammlung einen Vorschlag zu thun,
wodurch ihm und dem Ganzen geholfen wer¬
den sollte. Auch verfehlte er nicht sein Ver¬
sprechen zu erfüllen: denn als wir, nach ei¬
ner glänzenden Wasserfahrt und einem sehr
anmuthigen Spazirgang, zwischen schattigen

Waſſer oder zu Lande bewegen, ſo zeigten
ſich gleich die einzelnen anziehenden Kraͤfte;
jedes Paar ſchloß ſich zuſammen, und fuͤr ei¬
nige Maͤnner, die nicht verſagt waren, wor¬
unter ich auch gehoͤrte, blieb entweder gar
keine weibliche Unterhaltung, oder eine ſolche,
die man an einem luſtigen Tage nicht wuͤrde
gewaͤhlt haben. Ein Freund, der ſich in glei¬
chem Falle befand, und dem es an einer Haͤlf¬
te hauptſaͤchlich deswegen ermangeln mochte,
weil es ihm, bey dem beſten Humor, an
Zaͤrtlichkeit, und bey viel Verſtand, an jener
Aufmerkſamkeit fehlte, ohne welche ſich Ver¬
bindungen ſolcher Art nicht denken laſſen; die¬
ſer, nachdem er oͤfters ſeinen Zuſtand launig
und geiſtreich beklagt, verſprach, bey der naͤch¬
ſten Verſammlung einen Vorſchlag zu thun,
wodurch ihm und dem Ganzen geholfen wer¬
den ſollte. Auch verfehlte er nicht ſein Ver¬
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[39/0047] Waſſer oder zu Lande bewegen, ſo zeigten ſich gleich die einzelnen anziehenden Kraͤfte; jedes Paar ſchloß ſich zuſammen, und fuͤr ei¬ nige Maͤnner, die nicht verſagt waren, wor¬ unter ich auch gehoͤrte, blieb entweder gar keine weibliche Unterhaltung, oder eine ſolche, die man an einem luſtigen Tage nicht wuͤrde gewaͤhlt haben. Ein Freund, der ſich in glei¬ chem Falle befand, und dem es an einer Haͤlf¬ te hauptſaͤchlich deswegen ermangeln mochte, weil es ihm, bey dem beſten Humor, an Zaͤrtlichkeit, und bey viel Verſtand, an jener Aufmerkſamkeit fehlte, ohne welche ſich Ver¬ bindungen ſolcher Art nicht denken laſſen; die¬ ſer, nachdem er oͤfters ſeinen Zuſtand launig und geiſtreich beklagt, verſprach, bey der naͤch¬ ſten Verſammlung einen Vorſchlag zu thun, wodurch ihm und dem Ganzen geholfen wer¬ den ſollte. Auch verfehlte er nicht ſein Ver¬ ſprechen zu erfuͤllen: denn als wir, nach ei¬ ner glaͤnzenden Waſſerfahrt und einem ſehr anmuthigen Spazirgang, zwiſchen ſchattigen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/47>, abgerufen am 27.04.2024.