Sonne beschienen erhob sich vor uns die be¬ rühmte Zaberner Steige, ein Werk von un¬ überdenklicher Arbeit. Schlangenweis, über die fürchterlichsten Felsen aufgemauert, führt eine Chaussee, für drey Wagen neben einan¬ der breit genug, so leise bergauf, daß man es kaum empfindet. Die Härte und Glätte des Wegs, die geplatteten Erhöhungen an beyden Seiten für die Fußgänger, die steiner¬ nen Rinnen zum Ableiten der Bergwasser, alles ist so reinlich als künstlich und dauerhaft hergerichtet, daß es einen genügenden Anblick gewährt. So gelangt man allmählich nach Pfalzburg, einer neueren Festung. Sie liegt auf einem mäßigen Hügel; die Werke sind elegant auf schwärzlichen Felsen von gleichem Gestein erbaut, die mit Kalk weiß ausgestri¬ chenen Fugen bezeichnen genau die Größe der Quadern und geben von der reinlichen Arbeit ein auffallendes Zeugniß. Den Ort selbst fan¬ den wir, wie sich's für eine Festung geziemt, regelmäßig, von Steinen gebaut, die Kirche
Sonne beſchienen erhob ſich vor uns die be¬ ruͤhmte Zaberner Steige, ein Werk von un¬ uͤberdenklicher Arbeit. Schlangenweis, uͤber die fuͤrchterlichſten Felſen aufgemauert, fuͤhrt eine Chauſſee, fuͤr drey Wagen neben einan¬ der breit genug, ſo leiſe bergauf, daß man es kaum empfindet. Die Haͤrte und Glaͤtte des Wegs, die geplatteten Erhoͤhungen an beyden Seiten fuͤr die Fußgaͤnger, die ſteiner¬ nen Rinnen zum Ableiten der Bergwaſſer, alles iſt ſo reinlich als kuͤnſtlich und dauerhaft hergerichtet, daß es einen genuͤgenden Anblick gewaͤhrt. So gelangt man allmaͤhlich nach Pfalzburg, einer neueren Feſtung. Sie liegt auf einem maͤßigen Huͤgel; die Werke ſind elegant auf ſchwaͤrzlichen Felſen von gleichem Geſtein erbaut, die mit Kalk weiß ausgeſtri¬ chenen Fugen bezeichnen genau die Groͤße der Quadern und geben von der reinlichen Arbeit ein auffallendes Zeugniß. Den Ort ſelbſt fan¬ den wir, wie ſich's fuͤr eine Feſtung geziemt, regelmaͤßig, von Steinen gebaut, die Kirche
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Sonne beſchienen erhob ſich vor uns die be¬
ruͤhmte Zaberner Steige, ein Werk von un¬
uͤberdenklicher Arbeit. Schlangenweis, uͤber
die fuͤrchterlichſten Felſen aufgemauert, fuͤhrt
eine Chauſſee, fuͤr drey Wagen neben einan¬
der breit genug, ſo leiſe bergauf, daß man
es kaum empfindet. Die Haͤrte und Glaͤtte
des Wegs, die geplatteten Erhoͤhungen an
beyden Seiten fuͤr die Fußgaͤnger, die ſteiner¬
nen Rinnen zum Ableiten der Bergwaſſer,
alles iſt ſo reinlich als kuͤnſtlich und dauerhaft
hergerichtet, daß es einen genuͤgenden Anblick
gewaͤhrt. So gelangt man allmaͤhlich nach
Pfalzburg, einer neueren Feſtung. Sie liegt
auf einem maͤßigen Huͤgel; die Werke ſind
elegant auf ſchwaͤrzlichen Felſen von gleichem
Geſtein erbaut, die mit Kalk weiß ausgeſtri¬
chenen Fugen bezeichnen genau die Groͤße der
Quadern und geben von der reinlichen Arbeit
ein auffallendes Zeugniß. Den Ort ſelbſt fan¬
den wir, wie ſich's fuͤr eine Feſtung geziemt,
regelmaͤßig, von Steinen gebaut, die Kirche
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/501>, abgerufen am 22.11.2024.
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