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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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Zum Nachtische trat der wahrhafte Georges
herein und belebte die ganze Scene noch mehr.
Man wollte ihn wegen seiner Eifersucht auf¬
ziehen und nicht billigen, daß er sich an mir
einen Rival geschaffen hätte; allein er war
bescheiden und gewandt genug und mischte
auf eine halb dusselige Weise sich, seine Braut,
sein Ebenbild und die Mamsells dergestalt
durcheinander, daß man zuletzt nicht mehr
wußte, von wem die Rede war, und daß
man ihn das Glas Wein und ein Stück von
seinem eignen Kuchen in Ruhe gar zu gern
verzehren ließ.

Nach Tische war die Rede, daß man spa¬
ziren gehen wolle; welches doch in meinen
Bauerkleidern nicht wohl anging. Die Frau¬
enzimmer aber hatten schon heute früh, als
sie erfuhren, wer so übereilt fortgelaufen war,
sich erinnert, daß eine schöne Pekesche eines
Vettern im Schrank hänge, mit der er, bey

Zum Nachtiſche trat der wahrhafte Georges
herein und belebte die ganze Scene noch mehr.
Man wollte ihn wegen ſeiner Eiferſucht auf¬
ziehen und nicht billigen, daß er ſich an mir
einen Rival geſchaffen haͤtte; allein er war
beſcheiden und gewandt genug und miſchte
auf eine halb duſſelige Weiſe ſich, ſeine Braut,
ſein Ebenbild und die Mamſells dergeſtalt
durcheinander, daß man zuletzt nicht mehr
wußte, von wem die Rede war, und daß
man ihn das Glas Wein und ein Stuͤck von
ſeinem eignen Kuchen in Ruhe gar zu gern
verzehren ließ.

Nach Tiſche war die Rede, daß man ſpa¬
ziren gehen wolle; welches doch in meinen
Bauerkleidern nicht wohl anging. Die Frau¬
enzimmer aber hatten ſchon heute fruͤh, als
ſie erfuhren, wer ſo uͤbereilt fortgelaufen war,
ſich erinnert, daß eine ſchoͤne Pekeſche eines
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[568/0576] Zum Nachtiſche trat der wahrhafte Georges herein und belebte die ganze Scene noch mehr. Man wollte ihn wegen ſeiner Eiferſucht auf¬ ziehen und nicht billigen, daß er ſich an mir einen Rival geſchaffen haͤtte; allein er war beſcheiden und gewandt genug und miſchte auf eine halb duſſelige Weiſe ſich, ſeine Braut, ſein Ebenbild und die Mamſells dergeſtalt durcheinander, daß man zuletzt nicht mehr wußte, von wem die Rede war, und daß man ihn das Glas Wein und ein Stuͤck von ſeinem eignen Kuchen in Ruhe gar zu gern verzehren ließ. Nach Tiſche war die Rede, daß man ſpa¬ ziren gehen wolle; welches doch in meinen Bauerkleidern nicht wohl anging. Die Frau¬ enzimmer aber hatten ſchon heute fruͤh, als ſie erfuhren, wer ſo uͤbereilt fortgelaufen war, ſich erinnert, daß eine ſchoͤne Pekeſche eines Vettern im Schrank haͤnge, mit der er, bey

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/576>, abgerufen am 21.11.2024.