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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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ten konnte. Ein guter herkömmlicher Schmaus
beschloß die Feyerlichkeit.

Mein Vater war indessen sehr unzufrie¬
den, daß dieses Werkchen nicht als Disputa¬
tion ordentlich gedruckt worden war, weil er
gehofft hatte, ich sollte bey meinem Einzuge
in Frankfurt Ehre damit einlegen. Er woll¬
te es daher besonders herausgegeben wissen;
ich stellte ihm aber vor, daß die Materie,
die nur skizzirt sey, künftig weiter ausgeführt
werden müßte. Er hob zu diesem Zwecke
das Manuscript sorgfältig auf und ich habe
es nach mehreren Jahren noch unter seinen
Papieren gesehn.

Meine Promotion war am 6ten August
1771 geschehn; den Tag darauf starb Schöpf¬
lin
im fünf und siebenzigsten Jahre. Auch
ohne nähere Berührung hatte derselbe bedeu¬
tend auf mich eingewirkt: denn vorzügliche
mitlebende Männer sind den größeren Ster¬

ten konnte. Ein guter herkoͤmmlicher Schmaus
beſchloß die Feyerlichkeit.

Mein Vater war indeſſen ſehr unzufrie¬
den, daß dieſes Werkchen nicht als Disputa¬
tion ordentlich gedruckt worden war, weil er
gehofft hatte, ich ſollte bey meinem Einzuge
in Frankfurt Ehre damit einlegen. Er woll¬
te es daher beſonders herausgegeben wiſſen;
ich ſtellte ihm aber vor, daß die Materie,
die nur ſkizzirt ſey, kuͤnftig weiter ausgefuͤhrt
werden muͤßte. Er hob zu dieſem Zwecke
das Manuſcript ſorgfaͤltig auf und ich habe
es nach mehreren Jahren noch unter ſeinen
Papieren geſehn.

Meine Promotion war am 6ten Auguſt
1771 geſchehn; den Tag darauf ſtarb Schoͤpf¬
lin
im fuͤnf und ſiebenzigſten Jahre. Auch
ohne naͤhere Beruͤhrung hatte derſelbe bedeu¬
tend auf mich eingewirkt: denn vorzuͤgliche
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[66/0074] ten konnte. Ein guter herkoͤmmlicher Schmaus beſchloß die Feyerlichkeit. Mein Vater war indeſſen ſehr unzufrie¬ den, daß dieſes Werkchen nicht als Disputa¬ tion ordentlich gedruckt worden war, weil er gehofft hatte, ich ſollte bey meinem Einzuge in Frankfurt Ehre damit einlegen. Er woll¬ te es daher beſonders herausgegeben wiſſen; ich ſtellte ihm aber vor, daß die Materie, die nur ſkizzirt ſey, kuͤnftig weiter ausgefuͤhrt werden muͤßte. Er hob zu dieſem Zwecke das Manuſcript ſorgfaͤltig auf und ich habe es nach mehreren Jahren noch unter ſeinen Papieren geſehn. Meine Promotion war am 6ten Auguſt 1771 geſchehn; den Tag darauf ſtarb Schoͤpf¬ lin im fuͤnf und ſiebenzigſten Jahre. Auch ohne naͤhere Beruͤhrung hatte derſelbe bedeu¬ tend auf mich eingewirkt: denn vorzuͤgliche mitlebende Maͤnner ſind den groͤßeren Ster¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/74>, abgerufen am 24.11.2024.