sollen, zu bedienen, und auf diese Weise den Verständigen und Aufmerksamen auf das Rechte und Gehörige zu führen.
So sehr man nun, wenn es einem Ernst ist, wenn man Selbstverläugnung genug hat, sich für einen Schüler zu geben, hiebey ge¬ winnt und gefördert wird, so fühlt man sich doch immer einigermaßen gedemüthiget, und da man doch auch um der Sache willen re¬ det, oft allzu sehr unterbrochen ja abgelenkt, und man läßt ungeduldig das Gespräch fal¬ len. Dieß begegnete besonders mir vor an¬ dern, indem ich immer etwas Interessantes zu sagen glaubte, dagegen aber auch etwas Bedeutendes vernehmen, und nicht immer bloß auf den Ausdruck zurückgewiesen seyn wollte; ein Fall der bey mir öfter eintrat, weil mein Französisch viel buntschäckiger war als das irgend eines andern Fremden. Von Bedienten, Cammerdienern und Schildwachen, jungen und alten Schauspielern, theatralischen
ſollen, zu bedienen, und auf dieſe Weiſe den Verſtaͤndigen und Aufmerkſamen auf das Rechte und Gehoͤrige zu fuͤhren.
So ſehr man nun, wenn es einem Ernſt iſt, wenn man Selbſtverlaͤugnung genug hat, ſich fuͤr einen Schuͤler zu geben, hiebey ge¬ winnt und gefoͤrdert wird, ſo fuͤhlt man ſich doch immer einigermaßen gedemuͤthiget, und da man doch auch um der Sache willen re¬ det, oft allzu ſehr unterbrochen ja abgelenkt, und man laͤßt ungeduldig das Geſpraͤch fal¬ len. Dieß begegnete beſonders mir vor an¬ dern, indem ich immer etwas Intereſſantes zu ſagen glaubte, dagegen aber auch etwas Bedeutendes vernehmen, und nicht immer bloß auf den Ausdruck zuruͤckgewieſen ſeyn wollte; ein Fall der bey mir oͤfter eintrat, weil mein Franzoͤſiſch viel buntſchaͤckiger war als das irgend eines andern Fremden. Von Bedienten, Cammerdienern und Schildwachen, jungen und alten Schauſpielern, theatraliſchen
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ſollen, zu bedienen, und auf dieſe Weiſe den
Verſtaͤndigen und Aufmerkſamen auf das
Rechte und Gehoͤrige zu fuͤhren.
So ſehr man nun, wenn es einem Ernſt
iſt, wenn man Selbſtverlaͤugnung genug hat,
ſich fuͤr einen Schuͤler zu geben, hiebey ge¬
winnt und gefoͤrdert wird, ſo fuͤhlt man ſich
doch immer einigermaßen gedemuͤthiget, und
da man doch auch um der Sache willen re¬
det, oft allzu ſehr unterbrochen ja abgelenkt,
und man laͤßt ungeduldig das Geſpraͤch fal¬
len. Dieß begegnete beſonders mir vor an¬
dern, indem ich immer etwas Intereſſantes
zu ſagen glaubte, dagegen aber auch etwas
Bedeutendes vernehmen, und nicht immer
bloß auf den Ausdruck zuruͤckgewieſen ſeyn
wollte; ein Fall der bey mir oͤfter eintrat,
weil mein Franzoͤſiſch viel buntſchaͤckiger war
als das irgend eines andern Fremden. Von
Bedienten, Cammerdienern und Schildwachen,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/85>, abgerufen am 21.11.2024.
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