daß sie ein Mädchen sey, die etwas auf sich halte. Sie fing auch, ohne gefragt zu wer¬ den, über ihren Zustand nicht unschicklich zu reden an.
Der Aktuarius gebot ihr zu schweigen, und hielt seine Feder über dem gebrochenen Blatte. Der Amtmann setzte sich in Fassung, sah ihn an, räusperte sich, und fragte das arme Kind, wie ihr Nahme heiße und wie alt sie sey?
Ich bitte Sie, mein Herr, versetzte sie, es muß mir gar wunderbar vorkommen, daß Sie mich um meinen Nahmen und mein Al¬ ter fragen, da Sie sehr gut wissen, wie ich heiße, und daß ich so alt wie Ihr ältester Sohn bin. Was Sie von mir wissen wol¬ len, und was Sie wissen müssen, will ich gern ohne Umschweife sagen.
Seit meines Vaters zweiter Heirath wer¬ de ich zu Hause nicht zum besten gehalten.
daß ſie ein Mädchen ſey, die etwas auf ſich halte. Sie fing auch, ohne gefragt zu wer¬ den, über ihren Zuſtand nicht unſchicklich zu reden an.
Der Aktuarius gebot ihr zu ſchweigen, und hielt ſeine Feder über dem gebrochenen Blatte. Der Amtmann ſetzte ſich in Faſſung, ſah ihn an, räuſperte ſich, und fragte das arme Kind, wie ihr Nahme heiße und wie alt ſie ſey?
Ich bitte Sie, mein Herr, verſetzte ſie, es muß mir gar wunderbar vorkommen, daß Sie mich um meinen Nahmen und mein Al¬ ter fragen, da Sie ſehr gut wiſſen, wie ich heiße, und daß ich ſo alt wie Ihr älteſter Sohn bin. Was Sie von mir wiſſen wol¬ len, und was Sie wiſſen müſſen, will ich gern ohne Umſchweife ſagen.
Seit meines Vaters zweiter Heirath wer¬ de ich zu Hauſe nicht zum beſten gehalten.
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daß ſie ein Mädchen ſey, die etwas auf ſich
halte. Sie fing auch, ohne gefragt zu wer¬
den, über ihren Zuſtand nicht unſchicklich zu
reden an.
Der Aktuarius gebot ihr zu ſchweigen,
und hielt ſeine Feder über dem gebrochenen
Blatte. Der Amtmann ſetzte ſich in Faſſung,
ſah ihn an, räuſperte ſich, und fragte das
arme Kind, wie ihr Nahme heiße und wie
alt ſie ſey?
Ich bitte Sie, mein Herr, verſetzte ſie, es
muß mir gar wunderbar vorkommen, daß
Sie mich um meinen Nahmen und mein Al¬
ter fragen, da Sie ſehr gut wiſſen, wie ich
heiße, und daß ich ſo alt wie Ihr älteſter
Sohn bin. Was Sie von mir wiſſen wol¬
len, und was Sie wiſſen müſſen, will ich
gern ohne Umſchweife ſagen.
Seit meines Vaters zweiter Heirath wer¬
de ich zu Hauſe nicht zum beſten gehalten.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/122>, abgerufen am 26.11.2024.
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