Wilhelmen, der ihr gegenüber saß, mit ei¬ nem Blick in die Augen, dem er nicht weh¬ ren konnte, wenigstens bis an die Thüre sei¬ nes Herzens vorzudringen.
Sie haben Recht, versetzte er mit einiger Verlegenheit, der Mensch ist dem Menschen das Interessanteste, und sollte ihn vielleicht ganz allein interessiren. Alles andere, was uns umgiebt, ist entweder nur Element, in dem wir leben, oder Werkzeug, dessen wir uns bedienen. Jemehr wir uns dabey auf¬ halten, jemehr wir darauf merken und Theil daran nehmen, desto schwächer wird das Ge¬ fühl unsers eignen Werthes und das Gefühl der Gesellschaft. Die Menschen, die einen großen Werth auf Gärten, Gebäude, Klei¬ der, Schmuck oder irgend ein Besitzthum le¬ gen, sind weniger gesellig und gefällig; sie verlieren die Menschen aus den Augen, wel¬ che zu erfreuen und zu versammlen nur sehr
Wilhelmen, der ihr gegenüber ſaß, mit ei¬ nem Blick in die Augen, dem er nicht weh¬ ren konnte, wenigſtens bis an die Thüre ſei¬ nes Herzens vorzudringen.
Sie haben Recht, verſetzte er mit einiger Verlegenheit, der Menſch iſt dem Menſchen das Intereſſanteſte, und ſollte ihn vielleicht ganz allein intereſſiren. Alles andere, was uns umgiebt, iſt entweder nur Element, in dem wir leben, oder Werkzeug, deſſen wir uns bedienen. Jemehr wir uns dabey auf¬ halten, jemehr wir darauf merken und Theil daran nehmen, deſto ſchwächer wird das Ge¬ fühl unſers eignen Werthes und das Gefühl der Geſellſchaft. Die Menſchen, die einen großen Werth auf Gärten, Gebäude, Klei¬ der, Schmuck oder irgend ein Beſitzthum le¬ gen, ſind weniger geſellig und gefällig; ſie verlieren die Menſchen aus den Augen, wel¬ che zu erfreuen und zu verſammlen nur ſehr
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Wilhelmen, der ihr gegenüber ſaß, mit ei¬
nem Blick in die Augen, dem er nicht weh¬
ren konnte, wenigſtens bis an die Thüre ſei¬
nes Herzens vorzudringen.
Sie haben Recht, verſetzte er mit einiger
Verlegenheit, der Menſch iſt dem Menſchen
das Intereſſanteſte, und ſollte ihn vielleicht
ganz allein intereſſiren. Alles andere, was
uns umgiebt, iſt entweder nur Element, in
dem wir leben, oder Werkzeug, deſſen wir
uns bedienen. Jemehr wir uns dabey auf¬
halten, jemehr wir darauf merken und Theil
daran nehmen, deſto ſchwächer wird das Ge¬
fühl unſers eignen Werthes und das Gefühl
der Geſellſchaft. Die Menſchen, die einen
großen Werth auf Gärten, Gebäude, Klei¬
der, Schmuck oder irgend ein Beſitzthum le¬
gen, ſind weniger geſellig und gefällig; ſie
verlieren die Menſchen aus den Augen, wel¬
che zu erfreuen und zu verſammlen nur ſehr
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/260>, abgerufen am 22.11.2024.
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