und Klarheit vermehrt die Lust zu sparen und zu erwerben. Ein Mensch, der übel haushält, befindet sich in der Dunkelheit sehr wohl, er mag die Posten nicht gerne zusam¬ men rechnen, die er schuldig ist. Dagegen kann einem guten Wirthe nichts angenehmer seyn, als sich alle Tage die Summe seines wachsenden Glückes zu ziehen. Selbst ein Unfall, wenn er ihn verdrießlich überrascht, erschreckt ihn nicht; denn er weiß sogleich, was für erworbene Vortheile er auf die an¬ dere Waagschale zu legen hat. Ich bin überzeugt, mein lieber Freund, wenn du nur einmal einen rechten Geschmack an unsern Geschäften finden könntest, so würdest du dich überzeugen, daß manche Fähigkeiten des Geistes auch dabey ihr freyes Spiel haben können.
Es ist möglich, daß mich die Reise, die ich vorhabe, auf andere Gedanken bringt.
F2
und Klarheit vermehrt die Luſt zu ſparen und zu erwerben. Ein Menſch, der übel haushält, befindet ſich in der Dunkelheit ſehr wohl, er mag die Poſten nicht gerne zuſam¬ men rechnen, die er ſchuldig iſt. Dagegen kann einem guten Wirthe nichts angenehmer ſeyn, als ſich alle Tage die Summe ſeines wachſenden Glückes zu ziehen. Selbſt ein Unfall, wenn er ihn verdrießlich überraſcht, erſchreckt ihn nicht; denn er weiß ſogleich, was für erworbene Vortheile er auf die an¬ dere Waagſchale zu legen hat. Ich bin überzeugt, mein lieber Freund, wenn du nur einmal einen rechten Geſchmack an unſern Geſchäften finden könnteſt, ſo würdeſt du dich überzeugen, daß manche Fähigkeiten des Geiſtes auch dabey ihr freyes Spiel haben können.
Es iſt möglich, daß mich die Reiſe, die ich vorhabe, auf andere Gedanken bringt.
F2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0091"n="83"/>
und Klarheit vermehrt die Luſt zu ſparen<lb/>
und zu erwerben. Ein Menſch, der übel<lb/>
haushält, befindet ſich in der Dunkelheit ſehr<lb/>
wohl, er mag die Poſten nicht gerne zuſam¬<lb/>
men rechnen, die er ſchuldig iſt. Dagegen<lb/>
kann einem guten Wirthe nichts angenehmer<lb/>ſeyn, als ſich alle Tage die Summe ſeines<lb/>
wachſenden Glückes zu ziehen. Selbſt ein<lb/>
Unfall, wenn er ihn verdrießlich überraſcht,<lb/>
erſchreckt ihn nicht; denn er weiß ſogleich,<lb/>
was für erworbene Vortheile er auf die an¬<lb/>
dere Waagſchale zu legen hat. Ich bin<lb/>
überzeugt, mein lieber Freund, wenn du nur<lb/>
einmal einen rechten Geſchmack an unſern<lb/>
Geſchäften finden könnteſt, ſo würdeſt du<lb/>
dich überzeugen, daß manche Fähigkeiten des<lb/>
Geiſtes auch dabey ihr freyes Spiel haben<lb/>
können.</p><lb/><p>Es iſt möglich, daß mich die Reiſe, die<lb/>
ich vorhabe, auf andere Gedanken bringt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">F2<lb/></fw></div></div></div></body></text></TEI>
[83/0091]
und Klarheit vermehrt die Luſt zu ſparen
und zu erwerben. Ein Menſch, der übel
haushält, befindet ſich in der Dunkelheit ſehr
wohl, er mag die Poſten nicht gerne zuſam¬
men rechnen, die er ſchuldig iſt. Dagegen
kann einem guten Wirthe nichts angenehmer
ſeyn, als ſich alle Tage die Summe ſeines
wachſenden Glückes zu ziehen. Selbſt ein
Unfall, wenn er ihn verdrießlich überraſcht,
erſchreckt ihn nicht; denn er weiß ſogleich,
was für erworbene Vortheile er auf die an¬
dere Waagſchale zu legen hat. Ich bin
überzeugt, mein lieber Freund, wenn du nur
einmal einen rechten Geſchmack an unſern
Geſchäften finden könnteſt, ſo würdeſt du
dich überzeugen, daß manche Fähigkeiten des
Geiſtes auch dabey ihr freyes Spiel haben
können.
Es iſt möglich, daß mich die Reiſe, die
ich vorhabe, auf andere Gedanken bringt.
F2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/91>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.