haupten zu können, daß ein Großer wohl Freunde haben, aber nicht Freund seyn könne.
Mignon drückte sich immer fester an ihn.
Nun gut, versetzte einer aus der Gesell¬ schaft: wir brauchen ihre Freundschaft nicht, und haben sie niemals verlangt. Nur soll¬ ten sie sich besser auf Künste verstehen, die sie doch beschützen wollen. Wenn wir am besten gespielt haben, hat uns niemand zu¬ gehört; alles war lauter Partheylichkeit. Wem man günstig war, der gefiel, und man war dem nicht günstig, der zu gefallen ver¬ diente. Es war nicht erlaubt, wie oft das Alberne und Abgeschmackte Aufmerksamkeit und Beyfall auf sich zog.
Wenn ich abrechne, versetzte Wilhelm, was Schadenfreude und Ironie gewesen seyn mag: so denk ich, es geht in der Kunst wie in der Liebe! Wie will der Weltmann bey
haupten zu können, daß ein Großer wohl Freunde haben, aber nicht Freund ſeyn könne.
Mignon drückte ſich immer feſter an ihn.
Nun gut, verſetzte einer aus der Geſell¬ ſchaft: wir brauchen ihre Freundſchaft nicht, und haben ſie niemals verlangt. Nur ſoll¬ ten ſie ſich beſſer auf Künſte verſtehen, die ſie doch beſchützen wollen. Wenn wir am beſten geſpielt haben, hat uns niemand zu¬ gehört; alles war lauter Partheylichkeit. Wem man günſtig war, der gefiel, und man war dem nicht günſtig, der zu gefallen ver¬ diente. Es war nicht erlaubt, wie oft das Alberne und Abgeſchmackte Aufmerkſamkeit und Beyfall auf ſich zog.
Wenn ich abrechne, verſetzte Wilhelm, was Schadenfreude und Ironie geweſen ſeyn mag: ſo denk ich, es geht in der Kunſt wie in der Liebe! Wie will der Weltmann bey
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haupten zu können, daß ein Großer wohl
Freunde haben, aber nicht Freund ſeyn
könne.
Mignon drückte ſich immer feſter an ihn.
Nun gut, verſetzte einer aus der Geſell¬
ſchaft: wir brauchen ihre Freundſchaft nicht,
und haben ſie niemals verlangt. Nur ſoll¬
ten ſie ſich beſſer auf Künſte verſtehen, die
ſie doch beſchützen wollen. Wenn wir am
beſten geſpielt haben, hat uns niemand zu¬
gehört; alles war lauter Partheylichkeit.
Wem man günſtig war, der gefiel, und man
war dem nicht günſtig, der zu gefallen ver¬
diente. Es war nicht erlaubt, wie oft das
Alberne und Abgeſchmackte Aufmerkſamkeit
und Beyfall auf ſich zog.
Wenn ich abrechne, verſetzte Wilhelm,
was Schadenfreude und Ironie geweſen ſeyn
mag: ſo denk ich, es geht in der Kunſt wie
in der Liebe! Wie will der Weltmann bey
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/198>, abgerufen am 21.11.2024.
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