gefallen lassen, Sohn eines Königs zu seyn; aber nun ist er erst genöthigt auf den Ab¬ stand aufmerksamer zu werden, der den Kö¬ nig vom Unterthan scheidet. Das Recht zur Krone war nicht erblich, und doch hätte ein längeres Leben seines Vaters die Ansprüche seines einzigen Sohnes mehr befestigt, und die Hoffnung zur Krone gesichert. Dagegen sieht er sich nun durch seinen Oheim, ohnge¬ achtet scheinbarer Versprechungen, vielleicht auf immer ausgeschlossen, er fühlt sich nun so arm an Gnade, an Gütern, und fremd in dem, was er von Jugend auf als sein Ei¬ genthum betrachten konnte. Hier nimmt sein Gemüth die erste traurige Richtung. Er fühlt, daß er nicht mehr, ja nicht so viel ist als jeder Edelmann, er giebt sich für einen Die¬ ner eines jeden, er ist nicht höflich, nicht her¬ ablassend, nein, herabgesunken und bedürftig.
Nach seinem vorigen Zustande blickt er
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gefallen laſſen, Sohn eines Königs zu ſeyn; aber nun iſt er erſt genöthigt auf den Ab¬ ſtand aufmerkſamer zu werden, der den Kö¬ nig vom Unterthan ſcheidet. Das Recht zur Krone war nicht erblich, und doch hätte ein längeres Leben ſeines Vaters die Anſprüche ſeines einzigen Sohnes mehr befeſtigt, und die Hoffnung zur Krone geſichert. Dagegen ſieht er ſich nun durch ſeinen Oheim, ohnge¬ achtet ſcheinbarer Verſprechungen, vielleicht auf immer ausgeſchloſſen, er fühlt ſich nun ſo arm an Gnade, an Gütern, und fremd in dem, was er von Jugend auf als ſein Ei¬ genthum betrachten konnte. Hier nimmt ſein Gemüth die erſte traurige Richtung. Er fühlt, daß er nicht mehr, ja nicht ſo viel iſt als jeder Edelmann, er giebt ſich für einen Die¬ ner eines jeden, er iſt nicht höflich, nicht her¬ ablaſſend, nein, herabgeſunken und bedürftig.
Nach ſeinem vorigen Zuſtande blickt er
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gefallen laſſen, Sohn eines Königs zu ſeyn;
aber nun iſt er erſt genöthigt auf den Ab¬
ſtand aufmerkſamer zu werden, der den Kö¬
nig vom Unterthan ſcheidet. Das Recht zur
Krone war nicht erblich, und doch hätte ein
längeres Leben ſeines Vaters die Anſprüche
ſeines einzigen Sohnes mehr befeſtigt, und
die Hoffnung zur Krone geſichert. Dagegen
ſieht er ſich nun durch ſeinen Oheim, ohnge¬
achtet ſcheinbarer Verſprechungen, vielleicht
auf immer ausgeſchloſſen, er fühlt ſich nun
ſo arm an Gnade, an Gütern, und fremd in
dem, was er von Jugend auf als ſein Ei¬
genthum betrachten konnte. Hier nimmt ſein
Gemüth die erſte traurige Richtung. Er fühlt,
daß er nicht mehr, ja nicht ſo viel iſt als
jeder Edelmann, er giebt ſich für einen Die¬
ner eines jeden, er iſt nicht höflich, nicht her¬
ablaſſend, nein, herabgeſunken und bedürftig.
Nach ſeinem vorigen Zuſtande blickt er
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/284>, abgerufen am 22.11.2024.
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