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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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ben sey, und waren in einer höchstbeschwer¬
lichen Lage.

Endlich kamen wirklich Menschen an, und
man erkannte an ihren Stimmen jene Fu߬
gänger, die auf dem Wege hinter den Fah¬
renden zurück geblieben waren. Sie erzähl¬
ten, daß der Baron mit dem Pferde gestürzt
sey, sich am Fuße stark beschädigt habe, und
daß man auch sie, da sie im Schlosse nach¬
gefragt, mit Ungestüm hieher gewiesen habe.

Die ganze Gesellschaft war in der grö߬
ten Verlegenheit, man rathschlagte, was man
thun sollte, und konnte keinen Entschluß fas¬
sen. Endlich sah man von weitem eine La¬
terne kommen, und holte frischen Athem;
allein die Hofnung einer baldigen Erlösung
verschwand auch wieder, indem die Erschei¬
nung näher kam und deutlich ward. Ein
Reitknecht leuchtete dem bekannten Stallmei¬
ster des Grafen vor, und dieser erkundigte

ben ſey, und waren in einer höchſtbeſchwer¬
lichen Lage.

Endlich kamen wirklich Menſchen an, und
man erkannte an ihren Stimmen jene Fu߬
gänger, die auf dem Wege hinter den Fah¬
renden zurück geblieben waren. Sie erzähl¬
ten, daß der Baron mit dem Pferde geſtürzt
ſey, ſich am Fuße ſtark beſchädigt habe, und
daß man auch ſie, da ſie im Schloſſe nach¬
gefragt, mit Ungeſtüm hieher gewieſen habe.

Die ganze Geſellſchaft war in der grö߬
ten Verlegenheit, man rathſchlagte, was man
thun ſollte, und konnte keinen Entſchluß faſ¬
ſen. Endlich ſah man von weitem eine La¬
terne kommen, und holte friſchen Athem;
allein die Hofnung einer baldigen Erlöſung
verſchwand auch wieder, indem die Erſchei¬
nung näher kam und deutlich ward. Ein
Reitknecht leuchtete dem bekannten Stallmei¬
ſter des Grafen vor, und dieſer erkundigte

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[43/0051] ben ſey, und waren in einer höchſtbeſchwer¬ lichen Lage. Endlich kamen wirklich Menſchen an, und man erkannte an ihren Stimmen jene Fu߬ gänger, die auf dem Wege hinter den Fah¬ renden zurück geblieben waren. Sie erzähl¬ ten, daß der Baron mit dem Pferde geſtürzt ſey, ſich am Fuße ſtark beſchädigt habe, und daß man auch ſie, da ſie im Schloſſe nach¬ gefragt, mit Ungeſtüm hieher gewieſen habe. Die ganze Geſellſchaft war in der grö߬ ten Verlegenheit, man rathſchlagte, was man thun ſollte, und konnte keinen Entſchluß faſ¬ ſen. Endlich ſah man von weitem eine La¬ terne kommen, und holte friſchen Athem; allein die Hofnung einer baldigen Erlöſung verſchwand auch wieder, indem die Erſchei¬ nung näher kam und deutlich ward. Ein Reitknecht leuchtete dem bekannten Stallmei¬ ſter des Grafen vor, und dieſer erkundigte

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/51>, abgerufen am 21.11.2024.