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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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ferntes Zimmer gewichen, wohin ihm bald
Mignon folgte und einen wohlgekleideten
Bedienten, der eine hohe hellbrennende, dop¬
pelt erleuchtete Laterne trug, hereinführte;
dieser wendete sich an Wilhelmen, und indem
er ihm auf einem schönen porzelanenen Tel¬
ler Konfekt und Früchte überreichte, sagte er:
dieß schickt Ihnen das junge Frauenzimmer
von drüben, mit der Bitte, zur Gesellschaft
zu kommen, sie läßt sagen, setzte der Bedien¬
te mit einer leichtfertigen Mine hinzu: es
gehe ihr sehr wohl, und sie wünsche ihre
Zufriedenheit mit ihren Freunden zu theilen.

Wilhelm erwartete nichts weniger als
diesen Antrag, denn er hatte Philinen, seit
dem Abentheuer, der steinernen Bank, mit
entschiedener Verachtung begegnet, und war
so fest entschlossen, keine Gemeinschaft mehr
mit ihr zu haben, daß er im Begriff stand,
die süße Gabe wieder zurück zu schicken, als

ein

ferntes Zimmer gewichen, wohin ihm bald
Mignon folgte und einen wohlgekleideten
Bedienten, der eine hohe hellbrennende, dop¬
pelt erleuchtete Laterne trug, hereinführte;
dieſer wendete ſich an Wilhelmen, und indem
er ihm auf einem ſchönen porzelanenen Tel¬
ler Konfekt und Früchte überreichte, ſagte er:
dieß ſchickt Ihnen das junge Frauenzimmer
von drüben, mit der Bitte, zur Geſellſchaft
zu kommen, ſie läßt ſagen, ſetzte der Bedien¬
te mit einer leichtfertigen Mine hinzu: es
gehe ihr ſehr wohl, und ſie wünſche ihre
Zufriedenheit mit ihren Freunden zu theilen.

Wilhelm erwartete nichts weniger als
dieſen Antrag, denn er hatte Philinen, ſeit
dem Abentheuer, der ſteinernen Bank, mit
entſchiedener Verachtung begegnet, und war
ſo feſt entſchloſſen, keine Gemeinſchaft mehr
mit ihr zu haben, daß er im Begriff ſtand,
die ſüße Gabe wieder zurück zu ſchicken, als

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[48/0056] ferntes Zimmer gewichen, wohin ihm bald Mignon folgte und einen wohlgekleideten Bedienten, der eine hohe hellbrennende, dop¬ pelt erleuchtete Laterne trug, hereinführte; dieſer wendete ſich an Wilhelmen, und indem er ihm auf einem ſchönen porzelanenen Tel¬ ler Konfekt und Früchte überreichte, ſagte er: dieß ſchickt Ihnen das junge Frauenzimmer von drüben, mit der Bitte, zur Geſellſchaft zu kommen, ſie läßt ſagen, ſetzte der Bedien¬ te mit einer leichtfertigen Mine hinzu: es gehe ihr ſehr wohl, und ſie wünſche ihre Zufriedenheit mit ihren Freunden zu theilen. Wilhelm erwartete nichts weniger als dieſen Antrag, denn er hatte Philinen, ſeit dem Abentheuer, der ſteinernen Bank, mit entſchiedener Verachtung begegnet, und war ſo feſt entſchloſſen, keine Gemeinſchaft mehr mit ihr zu haben, daß er im Begriff ſtand, die ſüße Gabe wieder zurück zu ſchicken, als ein

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/56>, abgerufen am 21.11.2024.