der Danaiden, oder des Sysiphus zu bringen versprechen. Gott sey Dank, ich habe mich von ihnen los gemacht, und wenn einer un¬ glücklicher Weise in meinen Kreis kommt, suche ich ihn auf die höflichste Art hinaus zu komplimentiren; denn grade von diesen Leuten hört man die bittersten Klagen über den verworrenen Lauf der Welthändel, über die Seichtigkeit der Wissenschaften, über den Leichtsinn der Künstler, über die Leerheit der Dichter und was alles noch mehr ist. Sie bedenken am wenigsten, daß eben sie selbst und die Menge, die ihnen gleich ist, grade das Buch nicht lesen würden, das geschrieben wäre wie sie es fordern, daß ihnen die ächte Dichtung fremd sey, und daß selbst ein gutes Kunstwerk nur durch Vorurtheil ihren Bey¬ fall erlangen könne. Doch lassen Sie uns abbrechen, es ist hier keine Zeit zu schelten noch zu klagen.
W. Meisters Lehrj. 3. Y
der Danaiden, oder des Syſiphus zu bringen verſprechen. Gott ſey Dank, ich habe mich von ihnen los gemacht, und wenn einer un¬ glücklicher Weiſe in meinen Kreis kommt, ſuche ich ihn auf die höflichſte Art hinaus zu komplimentiren; denn grade von dieſen Leuten hört man die bitterſten Klagen über den verworrenen Lauf der Welthändel, über die Seichtigkeit der Wiſſenſchaften, über den Leichtſinn der Künſtler, über die Leerheit der Dichter und was alles noch mehr iſt. Sie bedenken am wenigſten, daß eben ſie ſelbſt und die Menge, die ihnen gleich iſt, grade das Buch nicht leſen würden, das geſchrieben wäre wie ſie es fordern, daß ihnen die ächte Dichtung fremd ſey, und daß ſelbſt ein gutes Kunſtwerk nur durch Vorurtheil ihren Bey¬ fall erlangen könne. Doch laſſen Sie uns abbrechen, es iſt hier keine Zeit zu ſchelten noch zu klagen.
W. Meiſters Lehrj. 3. Y
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der Danaiden, oder des Syſiphus zu bringen
verſprechen. Gott ſey Dank, ich habe mich
von ihnen los gemacht, und wenn einer un¬
glücklicher Weiſe in meinen Kreis kommt,
ſuche ich ihn auf die höflichſte Art hinaus
zu komplimentiren; denn grade von dieſen
Leuten hört man die bitterſten Klagen über
den verworrenen Lauf der Welthändel, über
die Seichtigkeit der Wiſſenſchaften, über den
Leichtſinn der Künſtler, über die Leerheit der
Dichter und was alles noch mehr iſt. Sie
bedenken am wenigſten, daß eben ſie ſelbſt
und die Menge, die ihnen gleich iſt, grade
das Buch nicht leſen würden, das geſchrieben
wäre wie ſie es fordern, daß ihnen die ächte
Dichtung fremd ſey, und daß ſelbſt ein gutes
Kunſtwerk nur durch Vorurtheil ihren Bey¬
fall erlangen könne. Doch laſſen Sie uns
abbrechen, es iſt hier keine Zeit zu ſchelten
noch zu klagen.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/343>, abgerufen am 06.01.2025.
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