und das was mir ein unerläßliches Bedürf¬ niß ist, rette und erreiche.
Ich habe nun einmal gerade zu jener harmonischen Ausbildung meiner Natur, die mir meine Geburt versagt, eine unwidersteh¬ liche Neigung. Ich habe, seit ich dich verlassen, durch Leibesübung viel gewon¬ nen; ich habe viel von meiner gewöhnlichen Verlegenheit abgelegt und stelle mich so ziem¬ lich dar. Eben so habe ich meine Sprache und Stimme ausgebildet, und ich darf ohne Eitelkeit sagen, daß ich in Gesellschaften nicht mißfalle. Nun läugne ich dir nicht, daß mein Trieb täglich unüberwindlicher wird, eine öffentliche Person zu seyn, und in einem weitern Kreise zu gefallen und zu wir¬ ken. Dazu kömmt meine Neigung zur Dicht¬ kunst und zu allem, was mit ihr in Verbin¬ dung steht, und das Bedürfniß meinen Geist und Geschmack auszubilden, damit ich nach
W. Meisters Lehrj. 3. C
und das was mir ein unerläßliches Bedürf¬ niß iſt, rette und erreiche.
Ich habe nun einmal gerade zu jener harmoniſchen Ausbildung meiner Natur, die mir meine Geburt verſagt, eine unwiderſteh¬ liche Neigung. Ich habe, ſeit ich dich verlaſſen, durch Leibesübung viel gewon¬ nen; ich habe viel von meiner gewöhnlichen Verlegenheit abgelegt und ſtelle mich ſo ziem¬ lich dar. Eben ſo habe ich meine Sprache und Stimme ausgebildet, und ich darf ohne Eitelkeit ſagen, daß ich in Geſellſchaften nicht mißfalle. Nun läugne ich dir nicht, daß mein Trieb täglich unüberwindlicher wird, eine öffentliche Perſon zu ſeyn, und in einem weitern Kreiſe zu gefallen und zu wir¬ ken. Dazu kömmt meine Neigung zur Dicht¬ kunſt und zu allem, was mit ihr in Verbin¬ dung ſteht, und das Bedürfniß meinen Geiſt und Geſchmack auszubilden, damit ich nach
W. Meiſters Lehrj. 3. C
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und das was mir ein unerläßliches Bedürf¬
niß iſt, rette und erreiche.
Ich habe nun einmal gerade zu jener
harmoniſchen Ausbildung meiner Natur, die
mir meine Geburt verſagt, eine unwiderſteh¬
liche Neigung. Ich habe, ſeit ich dich
verlaſſen, durch Leibesübung viel gewon¬
nen; ich habe viel von meiner gewöhnlichen
Verlegenheit abgelegt und ſtelle mich ſo ziem¬
lich dar. Eben ſo habe ich meine Sprache
und Stimme ausgebildet, und ich darf ohne
Eitelkeit ſagen, daß ich in Geſellſchaften
nicht mißfalle. Nun läugne ich dir nicht,
daß mein Trieb täglich unüberwindlicher
wird, eine öffentliche Perſon zu ſeyn, und in
einem weitern Kreiſe zu gefallen und zu wir¬
ken. Dazu kömmt meine Neigung zur Dicht¬
kunſt und zu allem, was mit ihr in Verbin¬
dung ſteht, und das Bedürfniß meinen Geiſt
und Geſchmack auszubilden, damit ich nach
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/39>, abgerufen am 26.11.2024.
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