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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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Indessen waren die beyden Kinder heran¬
gekommen, begrüßten Theresen, und gaben
ihr Rechenschaft von allem, was in ihrer
Abwesenheit im Hause vorgegangen war.
Sie sehen hier noch einen Theil meiner Be¬
schäftigung, sagte Therese, ich habe mit Lo¬
thario's trefflicher Schwester einen Bund ge¬
macht, wir erziehen eine Anzahl Kinder ge¬
meinschaftlich, ich bilde die lebhaften und
dienstfertigen Haushälterinnen, und sie über¬
nimmt diejenigen, an denen sich ein ruhige¬
res und feineres Talent zeigt, denn es ist
billig, daß man auf jede Weise für das
Glück der Männer und der Haushaltung
sorge. Wenn Sie meine edle Freundin ken¬
nen lernen, so werden Sie ein neues Leben
anfangen, ihre Schönheit, ihre Güte macht
sie der Anbetung einer ganzen Welt würdig.
Wilhelm getraute sich nicht zu sagen, daß
er leider die schöne Gräfin schon kenne, und

Indeſſen waren die beyden Kinder heran¬
gekommen, begrüßten Thereſen, und gaben
ihr Rechenſchaft von allem, was in ihrer
Abweſenheit im Hauſe vorgegangen war.
Sie ſehen hier noch einen Theil meiner Be¬
ſchäftigung, ſagte Thereſe, ich habe mit Lo¬
thario’s trefflicher Schweſter einen Bund ge¬
macht, wir erziehen eine Anzahl Kinder ge¬
meinſchaftlich, ich bilde die lebhaften und
dienſtfertigen Haushälterinnen, und ſie über¬
nimmt diejenigen, an denen ſich ein ruhige¬
res und feineres Talent zeigt, denn es iſt
billig, daß man auf jede Weiſe für das
Glück der Männer und der Haushaltung
ſorge. Wenn Sie meine edle Freundin ken¬
nen lernen, ſo werden Sie ein neues Leben
anfangen, ihre Schönheit, ihre Güte macht
ſie der Anbetung einer ganzen Welt würdig.
Wilhelm getraute ſich nicht zu ſagen, daß
er leider die ſchöne Gräfin ſchon kenne, und

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[107/0111] Indeſſen waren die beyden Kinder heran¬ gekommen, begrüßten Thereſen, und gaben ihr Rechenſchaft von allem, was in ihrer Abweſenheit im Hauſe vorgegangen war. Sie ſehen hier noch einen Theil meiner Be¬ ſchäftigung, ſagte Thereſe, ich habe mit Lo¬ thario’s trefflicher Schweſter einen Bund ge¬ macht, wir erziehen eine Anzahl Kinder ge¬ meinſchaftlich, ich bilde die lebhaften und dienſtfertigen Haushälterinnen, und ſie über¬ nimmt diejenigen, an denen ſich ein ruhige¬ res und feineres Talent zeigt, denn es iſt billig, daß man auf jede Weiſe für das Glück der Männer und der Haushaltung ſorge. Wenn Sie meine edle Freundin ken¬ nen lernen, ſo werden Sie ein neues Leben anfangen, ihre Schönheit, ihre Güte macht ſie der Anbetung einer ganzen Welt würdig. Wilhelm getraute ſich nicht zu ſagen, daß er leider die ſchöne Gräfin ſchon kenne, und

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/111>, abgerufen am 26.05.2024.