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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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und seinem Spiele, von dem Grade seines
Talentes, von ihren Hoffnungen, daß Wil¬
helm nicht ohne Rührung zuletzt ausrief: o
wie unendlich werth wäre mir diese Theil¬
nahme vor wenig Monaten gewesen! wie
belehrend und wie erfreuend! niemals hätte
ich mein Gemüth so ganz von der Bühne
abgewendet, und niemals wäre ich so weit
gekommen, am Publiko zu verzweifeln.

Dazu sollte es überhaupt nicht kommen,
sagte ein ältlicher Mann, der hervortrat, das
Publikum ist groß, wahrer Verstand und
wahres Gefühl sind nicht so selten als man
glaubt, nur muß der Künstler niemals einen
unbedingten Beyfall für das, was er her¬
vorbringt, verlangen, denn eben der unbe¬
dingte ist am wenigsten werth, und den be¬
dingten wollen die Herren nicht gerne. Ich
weiß wohl, im Leben wie in der Kunst muß
man mit sich zu Rathe gehen, wenn man

und ſeinem Spiele, von dem Grade ſeines
Talentes, von ihren Hoffnungen, daß Wil¬
helm nicht ohne Rührung zuletzt ausrief: o
wie unendlich werth wäre mir dieſe Theil¬
nahme vor wenig Monaten geweſen! wie
belehrend und wie erfreuend! niemals hätte
ich mein Gemüth ſo ganz von der Bühne
abgewendet, und niemals wäre ich ſo weit
gekommen, am Publiko zu verzweifeln.

Dazu ſollte es überhaupt nicht kommen,
ſagte ein ältlicher Mann, der hervortrat, das
Publikum iſt groß, wahrer Verſtand und
wahres Gefühl ſind nicht ſo ſelten als man
glaubt, nur muß der Künſtler niemals einen
unbedingten Beyfall für das, was er her¬
vorbringt, verlangen, denn eben der unbe¬
dingte iſt am wenigſten werth, und den be¬
dingten wollen die Herren nicht gerne. Ich
weiß wohl, im Leben wie in der Kunſt muß
man mit ſich zu Rathe gehen, wenn man

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[174/0178] und ſeinem Spiele, von dem Grade ſeines Talentes, von ihren Hoffnungen, daß Wil¬ helm nicht ohne Rührung zuletzt ausrief: o wie unendlich werth wäre mir dieſe Theil¬ nahme vor wenig Monaten geweſen! wie belehrend und wie erfreuend! niemals hätte ich mein Gemüth ſo ganz von der Bühne abgewendet, und niemals wäre ich ſo weit gekommen, am Publiko zu verzweifeln. Dazu ſollte es überhaupt nicht kommen, ſagte ein ältlicher Mann, der hervortrat, das Publikum iſt groß, wahrer Verſtand und wahres Gefühl ſind nicht ſo ſelten als man glaubt, nur muß der Künſtler niemals einen unbedingten Beyfall für das, was er her¬ vorbringt, verlangen, denn eben der unbe¬ dingte iſt am wenigſten werth, und den be¬ dingten wollen die Herren nicht gerne. Ich weiß wohl, im Leben wie in der Kunſt muß man mit ſich zu Rathe gehen, wenn man

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/178>, abgerufen am 23.11.2024.