sie immer auf ihrem Sinne geblieben, und Wilhelm mußte sich zuletzt entschliessen die beyden Kinder der Alten zu übergeben, und sie zusammen an Fräulein Therese zu schicken. Es ward ihm das um so leichter, als er sich noch immer fürchtete, den schönen Felix sich als seinen Sohn zuzueignen, er nahm ihn auf den Arm und trug ihn herum, das Kind mochte gern vor den Spiegel gehoben seyn, und, ohne sich es zu gestehen, trug Wilhelm ihn gern vor den Spiegel, und suchte dort Ähnlichkeiten zwischen sich und dem Kinde auszuspähen. Ward es ihm denn einen Au¬ genblick recht wahrscheinlich, so drückte er den Knaben an seine Brust, aber auf ein¬ mal, erschreckt durch den Gedanken, daß er sich betrügen könne, setzte er das Kind nie¬ der, und ließ es hinlaufen. O! rief er aus, wenn ich mir dieses unschätzbare Gut zueig¬ nen könnte, und es würde mir dann ent¬
ſie immer auf ihrem Sinne geblieben, und Wilhelm mußte ſich zuletzt entſchlieſſen die beyden Kinder der Alten zu übergeben, und ſie zuſammen an Fräulein Thereſe zu ſchicken. Es ward ihm das um ſo leichter, als er ſich noch immer fürchtete, den ſchönen Felix ſich als ſeinen Sohn zuzueignen, er nahm ihn auf den Arm und trug ihn herum, das Kind mochte gern vor den Spiegel gehoben ſeyn, und, ohne ſich es zu geſtehen, trug Wilhelm ihn gern vor den Spiegel, und ſuchte dort Ähnlichkeiten zwiſchen ſich und dem Kinde auszuſpähen. Ward es ihm denn einen Au¬ genblick recht wahrſcheinlich, ſo drückte er den Knaben an ſeine Bruſt, aber auf ein¬ mal, erſchreckt durch den Gedanken, daß er ſich betrügen könne, ſetzte er das Kind nie¬ der, und ließ es hinlaufen. O! rief er aus, wenn ich mir dieſes unſchätzbare Gut zueig¬ nen könnte, und es würde mir dann ent¬
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ſie immer auf ihrem Sinne geblieben, und
Wilhelm mußte ſich zuletzt entſchlieſſen die
beyden Kinder der Alten zu übergeben, und
ſie zuſammen an Fräulein Thereſe zu ſchicken.
Es ward ihm das um ſo leichter, als er ſich
noch immer fürchtete, den ſchönen Felix ſich
als ſeinen Sohn zuzueignen, er nahm ihn
auf den Arm und trug ihn herum, das Kind
mochte gern vor den Spiegel gehoben ſeyn,
und, ohne ſich es zu geſtehen, trug Wilhelm
ihn gern vor den Spiegel, und ſuchte dort
Ähnlichkeiten zwiſchen ſich und dem Kinde
auszuſpähen. Ward es ihm denn einen Au¬
genblick recht wahrſcheinlich, ſo drückte er
den Knaben an ſeine Bruſt, aber auf ein¬
mal, erſchreckt durch den Gedanken, daß er
ſich betrügen könne, ſetzte er das Kind nie¬
der, und ließ es hinlaufen. O! rief er aus,
wenn ich mir dieſes unſchätzbare Gut zueig¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/192>, abgerufen am 23.11.2024.
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