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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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rissen, so wäre ich der Unglücklichste aller
Menschen.

Die Kinder waren weggefahren, und
Wilhelm wollte nun seinen förmlichen Ab¬
schied vom Theater nehmen, als er fühlte
daß er schon abgeschieden sey, und nur zu
gehen brauchte. Mariane war nicht mehr,
seine zwey Schutzgeister hatten sich entfernt,
und seine Gedanken eilten ihnen nach. Der
schöne Knabe schwebte wie eine reizende un¬
gewisse Erscheinung vor seiner Einbildungs¬
kraft, er sah ihn, an Theresens Hand, durch
Felder und Wälder laufen, in der freyen
Luft und neben einer freyen und heitern Be¬
gleiterinn sich bilden; Therese war ihm noch
viel werther geworden, seitdem er das Kind
in ihrer Gesellschaft dachte. Selbst als Zu¬
schauer im Theater erinnerte er sich ihrer mit
Lächeln, beynahe war er in ihrem Falle, die
Vorstellungen machten ihm keine Illusion
mehr.

riſſen, ſo wäre ich der Unglücklichſte aller
Menſchen.

Die Kinder waren weggefahren, und
Wilhelm wollte nun ſeinen förmlichen Ab¬
ſchied vom Theater nehmen, als er fühlte
daß er ſchon abgeſchieden ſey, und nur zu
gehen brauchte. Mariane war nicht mehr,
ſeine zwey Schutzgeiſter hatten ſich entfernt,
und ſeine Gedanken eilten ihnen nach. Der
ſchöne Knabe ſchwebte wie eine reizende un¬
gewiſſe Erſcheinung vor ſeiner Einbildungs¬
kraft, er ſah ihn, an Thereſens Hand, durch
Felder und Wälder laufen, in der freyen
Luft und neben einer freyen und heitern Be¬
gleiterinn ſich bilden; Thereſe war ihm noch
viel werther geworden, ſeitdem er das Kind
in ihrer Geſellſchaft dachte. Selbſt als Zu¬
ſchauer im Theater erinnerte er ſich ihrer mit
Lächeln, beynahe war er in ihrem Falle, die
Vorſtellungen machten ihm keine Illuſion
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[189/0193] riſſen, ſo wäre ich der Unglücklichſte aller Menſchen. Die Kinder waren weggefahren, und Wilhelm wollte nun ſeinen förmlichen Ab¬ ſchied vom Theater nehmen, als er fühlte daß er ſchon abgeſchieden ſey, und nur zu gehen brauchte. Mariane war nicht mehr, ſeine zwey Schutzgeiſter hatten ſich entfernt, und ſeine Gedanken eilten ihnen nach. Der ſchöne Knabe ſchwebte wie eine reizende un¬ gewiſſe Erſcheinung vor ſeiner Einbildungs¬ kraft, er ſah ihn, an Thereſens Hand, durch Felder und Wälder laufen, in der freyen Luft und neben einer freyen und heitern Be¬ gleiterinn ſich bilden; Thereſe war ihm noch viel werther geworden, ſeitdem er das Kind in ihrer Geſellſchaft dachte. Selbſt als Zu¬ ſchauer im Theater erinnerte er ſich ihrer mit Lächeln, beynahe war er in ihrem Falle, die Vorſtellungen machten ihm keine Illuſion mehr.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/193>, abgerufen am 27.11.2024.