Himmels, die Du gutes Kind noch sehr be¬ wunderst, sind nichts gegen den Anblick, den ich erwarte.
Im Wagen sitzend rief er nun alle Ver¬ hältnisse in sein Gedächtniß zurück. So ist also auch diese Natalie die Freundin There¬ sens! welch' eine Entdeckung, welche Hoff¬ nung und welche Aussichten. Wie seltsam, daß die Furcht, von der einen Schwester re¬ den zu hören, mir das Daseyn der andern ganz und gar verbergen konnte! Mit welcher Freude sahe er seinen Felix an, er hoffte für den Knaben wie für sich die beste Auf¬ nahme.
Der Abend kam heran, die Sonne war untergegangen, der Weg nicht der beste, der Postillon fuhr langsam, Felix war einge¬ schlafen, und neue Sorgen und Zweifel stie¬ gen in dem Busen unseres Freundes auf. Von welchem Wahn, von welchen Einfällen
Himmels, die Du gutes Kind noch ſehr be¬ wunderſt, ſind nichts gegen den Anblick, den ich erwarte.
Im Wagen ſitzend rief er nun alle Ver¬ hältniſſe in ſein Gedächtniß zurück. So iſt alſo auch dieſe Natalie die Freundin There¬ ſens! welch’ eine Entdeckung, welche Hoff¬ nung und welche Ausſichten. Wie ſeltſam, daß die Furcht, von der einen Schweſter re¬ den zu hören, mir das Daſeyn der andern ganz und gar verbergen konnte! Mit welcher Freude ſahe er ſeinen Felix an, er hoffte für den Knaben wie für ſich die beſte Auf¬ nahme.
Der Abend kam heran, die Sonne war untergegangen, der Weg nicht der beſte, der Poſtillon fuhr langſam, Felix war einge¬ ſchlafen, und neue Sorgen und Zweifel ſtie¬ gen in dem Buſen unſeres Freundes auf. Von welchem Wahn, von welchen Einfällen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0253"n="249"/>
Himmels, die Du gutes Kind noch ſehr be¬<lb/>
wunderſt, ſind nichts gegen den Anblick, den<lb/>
ich erwarte.</p><lb/><p>Im Wagen ſitzend rief er nun alle Ver¬<lb/>
hältniſſe in ſein Gedächtniß zurück. So iſt<lb/>
alſo auch dieſe Natalie die Freundin There¬<lb/>ſens! welch’ eine Entdeckung, welche Hoff¬<lb/>
nung und welche Ausſichten. Wie ſeltſam,<lb/>
daß die Furcht, von der einen Schweſter re¬<lb/>
den zu hören, mir das Daſeyn der andern<lb/>
ganz und gar verbergen konnte! Mit welcher<lb/>
Freude ſahe er ſeinen Felix an, er hoffte<lb/>
für den Knaben wie für ſich die beſte Auf¬<lb/>
nahme.</p><lb/><p>Der Abend kam heran, die Sonne war<lb/>
untergegangen, der Weg nicht der beſte, der<lb/>
Poſtillon fuhr langſam, Felix war einge¬<lb/>ſchlafen, und neue Sorgen und Zweifel ſtie¬<lb/>
gen in dem Buſen unſeres Freundes auf.<lb/>
Von welchem Wahn, von welchen Einfällen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[249/0253]
Himmels, die Du gutes Kind noch ſehr be¬
wunderſt, ſind nichts gegen den Anblick, den
ich erwarte.
Im Wagen ſitzend rief er nun alle Ver¬
hältniſſe in ſein Gedächtniß zurück. So iſt
alſo auch dieſe Natalie die Freundin There¬
ſens! welch’ eine Entdeckung, welche Hoff¬
nung und welche Ausſichten. Wie ſeltſam,
daß die Furcht, von der einen Schweſter re¬
den zu hören, mir das Daſeyn der andern
ganz und gar verbergen konnte! Mit welcher
Freude ſahe er ſeinen Felix an, er hoffte
für den Knaben wie für ſich die beſte Auf¬
nahme.
Der Abend kam heran, die Sonne war
untergegangen, der Weg nicht der beſte, der
Poſtillon fuhr langſam, Felix war einge¬
ſchlafen, und neue Sorgen und Zweifel ſtie¬
gen in dem Buſen unſeres Freundes auf.
Von welchem Wahn, von welchen Einfällen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/253>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.