kundigt hatten. Ja Wilhelm wollte sogar einigen Zweifel hegen; aber aufs höchste stieg ihr Erstaunen, ja ihre Verwirrung, als den andern Tag ein Bothe von Theresen ankam, der folgenden sonderbaren Brief an Natalien mitbrachte:
"So seltsam es auch scheinen mag, so muß ich doch meinem vorigen Briefe sogleich noch einen nachsenden, und Dich ersuchen mir meinen Bräutigam eilig zu schicken. Er soll mein Gatte werden, was man auch für Plane macht mir ihn zu rauben. Gieb ihm inliegenden Brief! Nur vor keinem Zeugen, es mag gegenwärtig seyn wer will."
Der Brief an Wilhelmen enthielt folgen¬ des: "Was werden Sie von Ihrer Therese denken? wenn sie auf einmal, leidenschaft¬ lich, auf eine Verbindung dringt, die der ruhigste Verstand nur eingeleitet zu haben schien. Lassen Sie sich durch nichts abhal¬
kundigt hatten. Ja Wilhelm wollte ſogar einigen Zweifel hegen; aber aufs höchſte ſtieg ihr Erſtaunen, ja ihre Verwirrung, als den andern Tag ein Bothe von Thereſen ankam, der folgenden ſonderbaren Brief an Natalien mitbrachte:
»So ſeltſam es auch ſcheinen mag, ſo muß ich doch meinem vorigen Briefe ſogleich noch einen nachſenden, und Dich erſuchen mir meinen Bräutigam eilig zu ſchicken. Er ſoll mein Gatte werden, was man auch für Plane macht mir ihn zu rauben. Gieb ihm inliegenden Brief! Nur vor keinem Zeugen, es mag gegenwärtig ſeyn wer will.«
Der Brief an Wilhelmen enthielt folgen¬ des: »Was werden Sie von Ihrer Thereſe denken? wenn ſie auf einmal, leidenſchaft¬ lich, auf eine Verbindung dringt, die der ruhigſte Verſtand nur eingeleitet zu haben ſchien. Laſſen Sie ſich durch nichts abhal¬
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kundigt hatten. Ja Wilhelm wollte ſogar
einigen Zweifel hegen; aber aufs höchſte
ſtieg ihr Erſtaunen, ja ihre Verwirrung, als
den andern Tag ein Bothe von Thereſen
ankam, der folgenden ſonderbaren Brief an
Natalien mitbrachte:
»So ſeltſam es auch ſcheinen mag, ſo
muß ich doch meinem vorigen Briefe ſogleich
noch einen nachſenden, und Dich erſuchen
mir meinen Bräutigam eilig zu ſchicken. Er
ſoll mein Gatte werden, was man auch für
Plane macht mir ihn zu rauben. Gieb ihm
inliegenden Brief! Nur vor keinem Zeugen,
es mag gegenwärtig ſeyn wer will.«
Der Brief an Wilhelmen enthielt folgen¬
des: »Was werden Sie von Ihrer Thereſe
denken? wenn ſie auf einmal, leidenſchaft¬
lich, auf eine Verbindung dringt, die der
ruhigſte Verſtand nur eingeleitet zu haben
ſchien. Laſſen Sie ſich durch nichts abhal¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/315>, abgerufen am 17.06.2024.
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