Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.Der Schrecken war groß, keine Bewe¬ Natalie winkte Theresen. Diese nahm ih¬ Der Schrecken war groß, keine Bewe¬ Natalie winkte Thereſen. Dieſe nahm ih¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0338" n="334"/> <p>Der Schrecken war groß, keine Bewe¬<lb/> gung des Herzens noch des Pulſes war zu<lb/> ſpüren. Wilhelm nahm ſie auf ſeinen Arm<lb/> und trug ſie eilig hinauf, der ſchlotternde<lb/> Körper hing über ſeine Schultern. Die Ge¬<lb/> genwart des Arztes gab wenig Troſt, er und<lb/> der junge Wundarzt, den wir ſchon kennen,<lb/> bemühten ſich vergebens. Das liebe Ge¬<lb/> ſchöpf war nicht ins Leben zurück zu rufen.</p><lb/> <p>Natalie winkte Thereſen. Dieſe nahm ih¬<lb/> ren Freund bey der Hand und führte ihn<lb/> aus dem Zimmer. Er war ſtumm und ohne<lb/> Sprache, und hatte den Muth nicht ihren<lb/> Augen zu begegnen. So ſaß er neben ihr<lb/> auf dem Kanapee, auf dem er Natalien zu¬<lb/> erſt angetroffen hatte. Er dachte mit großer<lb/> Schnelle eine Reihe von Schickſalen durch,<lb/> oder vielmehr er dachte nicht, er ließ das<lb/> auf ſeine Seele wirken, was er nicht ent¬<lb/> fernen konnte. Es giebt Augenblicke des Le¬<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [334/0338]
Der Schrecken war groß, keine Bewe¬
gung des Herzens noch des Pulſes war zu
ſpüren. Wilhelm nahm ſie auf ſeinen Arm
und trug ſie eilig hinauf, der ſchlotternde
Körper hing über ſeine Schultern. Die Ge¬
genwart des Arztes gab wenig Troſt, er und
der junge Wundarzt, den wir ſchon kennen,
bemühten ſich vergebens. Das liebe Ge¬
ſchöpf war nicht ins Leben zurück zu rufen.
Natalie winkte Thereſen. Dieſe nahm ih¬
ren Freund bey der Hand und führte ihn
aus dem Zimmer. Er war ſtumm und ohne
Sprache, und hatte den Muth nicht ihren
Augen zu begegnen. So ſaß er neben ihr
auf dem Kanapee, auf dem er Natalien zu¬
erſt angetroffen hatte. Er dachte mit großer
Schnelle eine Reihe von Schickſalen durch,
oder vielmehr er dachte nicht, er ließ das
auf ſeine Seele wirken, was er nicht ent¬
fernen konnte. Es giebt Augenblicke des Le¬
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