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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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der zweyte handelt vom Leben, und da bin
ich besser zu Hause.

Er fing darauf an Stellen zu lesen, sprach
dazwischen und knüpfte Anmerkungen und
Erzählungen mit ein: Die Neigung der Ju¬
gend zum Geheimnis, zu Ceremonien und
großen Worten ist außerordentlich, und oft
ein Zeichen einer gewissen Tiefe des Charak¬
ters. Man will in diesen Jahren sein ganzes
Wesen, wenn auch nur dunkel und unbe¬
stimmt, ergriffen und berührt fühlen. Der
Jüngling, der vieles ahnet, glaubt in ei¬
nem Geheimnisse viel zu finden, in ein Ge¬
heimniß viel legen und durch dasselbe wirken
zu müssen. In diesen Gesinnungen bestärkte
der Abbe eine junge Gesellschaft, theils nach
seinen Grundsätzen, theils aus Neigung und
Gewohnheit, da er wohl ehemals mit einer
Gesellschaft in Verbindung stand, die selbst
viel im Verborgenen gewirkt haben mochte.

der zweyte handelt vom Leben, und da bin
ich beſſer zu Hauſe.

Er fing darauf an Stellen zu leſen, ſprach
dazwiſchen und knüpfte Anmerkungen und
Erzählungen mit ein: Die Neigung der Ju¬
gend zum Geheimnis, zu Ceremonien und
großen Worten iſt außerordentlich, und oft
ein Zeichen einer gewiſſen Tiefe des Charak¬
ters. Man will in dieſen Jahren ſein ganzes
Weſen, wenn auch nur dunkel und unbe¬
ſtimmt, ergriffen und berührt fühlen. Der
Jüngling, der vieles ahnet, glaubt in ei¬
nem Geheimniſſe viel zu finden, in ein Ge¬
heimniß viel legen und durch daſſelbe wirken
zu müſſen. In dieſen Geſinnungen beſtärkte
der Abbé eine junge Geſellſchaft, theils nach
ſeinen Grundſätzen, theils aus Neigung und
Gewohnheit, da er wohl ehemals mit einer
Geſellſchaft in Verbindung ſtand, die ſelbſt
viel im Verborgenen gewirkt haben mochte.

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[346/0350] der zweyte handelt vom Leben, und da bin ich beſſer zu Hauſe. Er fing darauf an Stellen zu leſen, ſprach dazwiſchen und knüpfte Anmerkungen und Erzählungen mit ein: Die Neigung der Ju¬ gend zum Geheimnis, zu Ceremonien und großen Worten iſt außerordentlich, und oft ein Zeichen einer gewiſſen Tiefe des Charak¬ ters. Man will in dieſen Jahren ſein ganzes Weſen, wenn auch nur dunkel und unbe¬ ſtimmt, ergriffen und berührt fühlen. Der Jüngling, der vieles ahnet, glaubt in ei¬ nem Geheimniſſe viel zu finden, in ein Ge¬ heimniß viel legen und durch daſſelbe wirken zu müſſen. In dieſen Geſinnungen beſtärkte der Abbé eine junge Geſellſchaft, theils nach ſeinen Grundſätzen, theils aus Neigung und Gewohnheit, da er wohl ehemals mit einer Geſellſchaft in Verbindung ſtand, die ſelbſt viel im Verborgenen gewirkt haben mochte.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/350>, abgerufen am 25.11.2024.