Sie eilte fort, und versprach ihn bald zum Spatziergange abzuholen. Ihre Gegen¬ wart hatte sehr angenehm auf ihn gewirkt, er wünschte ihr Verhältniß zu Lothario zu erfahren. Er ward gerufen, sie kam ihm aus ihrem Zimmer entgegen.
Als sie die enge und beynahe steile Treppe einzeln hinuntergehen mußten, sagte sie: das könnte alles weiter und breiter seyn, wenn ich das Anerbieten Ihres großmüthigen Freun¬ des hätte hören wollen; doch um seiner werth zu bleiben, muß ich das an mir erhalten, was mich ihm so werth machte. Wo ist der Verwalter? fragte sie, indem sie die Treppe völlig herunter kam. Sie müssen nicht den¬ ken, fuhr sie fort, daß ich so reich bin, um einen Verwalter zu brauchen, die wenigen Äcker meines Freygüthchens kann ich wohl selbst bestellen. Der Verwalter gehört mei¬ nem neuen Nachbar, der das schöne Gut
Sie eilte fort, und verſprach ihn bald zum Spatziergange abzuholen. Ihre Gegen¬ wart hatte ſehr angenehm auf ihn gewirkt, er wünſchte ihr Verhältniß zu Lothario zu erfahren. Er ward gerufen, ſie kam ihm aus ihrem Zimmer entgegen.
Als ſie die enge und beynahe ſteile Treppe einzeln hinuntergehen mußten, ſagte ſie: das könnte alles weiter und breiter ſeyn, wenn ich das Anerbieten Ihres großmüthigen Freun¬ des hätte hören wollen; doch um ſeiner werth zu bleiben, muß ich das an mir erhalten, was mich ihm ſo werth machte. Wo iſt der Verwalter? fragte ſie, indem ſie die Treppe völlig herunter kam. Sie müſſen nicht den¬ ken, fuhr ſie fort, daß ich ſo reich bin, um einen Verwalter zu brauchen, die wenigen Äcker meines Freygüthchens kann ich wohl ſelbſt beſtellen. Der Verwalter gehört mei¬ nem neuen Nachbar, der das ſchöne Gut
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Sie eilte fort, und verſprach ihn bald
zum Spatziergange abzuholen. Ihre Gegen¬
wart hatte ſehr angenehm auf ihn gewirkt,
er wünſchte ihr Verhältniß zu Lothario zu
erfahren. Er ward gerufen, ſie kam ihm
aus ihrem Zimmer entgegen.
Als ſie die enge und beynahe ſteile Treppe
einzeln hinuntergehen mußten, ſagte ſie: das
könnte alles weiter und breiter ſeyn, wenn
ich das Anerbieten Ihres großmüthigen Freun¬
des hätte hören wollen; doch um ſeiner werth
zu bleiben, muß ich das an mir erhalten,
was mich ihm ſo werth machte. Wo iſt der
Verwalter? fragte ſie, indem ſie die Treppe
völlig herunter kam. Sie müſſen nicht den¬
ken, fuhr ſie fort, daß ich ſo reich bin, um
einen Verwalter zu brauchen, die wenigen
Äcker meines Freygüthchens kann ich wohl
ſelbſt beſtellen. Der Verwalter gehört mei¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/72>, abgerufen am 27.11.2024.
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