gebilligt und der Kreislauf der Wege bis da¬ hin abgeschlossen.
Ottilie hatte zu dem allen geschwiegen, als Eduard zuletzt den Plan, der bisher vor Charlotten gelegen, vor sie hinwandte und sie zugleich einlud, ihre Meinung zu sagen, und als sie einen Augenblick anhielt, sie liebevoll ermunterte, doch ja nicht zu schweigen: al¬ les sey ja noch gleichgültig, alles noch im Werden.
Ich würde, sagte Ottilie, indem sie den Finger auf die höchste Fläche der Anhöhe setzte, das Haus hieher bauen. Man sähe zwar das Schloß nicht: denn es wird von dem Wäldchen bedeckt; aber man befände sich auch dafür wie in einer andern und neuen Welt, indem zugleich das Dorf und alle Woh¬ nungen verborgen wären. Die Aussicht auf die Teiche, nach der Mühle, auf die Höhen, in die Gebirge, nach dem Lande zu, ist außer¬
gebilligt und der Kreislauf der Wege bis da¬ hin abgeſchloſſen.
Ottilie hatte zu dem allen geſchwiegen, als Eduard zuletzt den Plan, der bisher vor Charlotten gelegen, vor ſie hinwandte und ſie zugleich einlud, ihre Meinung zu ſagen, und als ſie einen Augenblick anhielt, ſie liebevoll ermunterte, doch ja nicht zu ſchweigen: al¬ les ſey ja noch gleichguͤltig, alles noch im Werden.
Ich wuͤrde, ſagte Ottilie, indem ſie den Finger auf die hoͤchſte Flaͤche der Anhoͤhe ſetzte, das Haus hieher bauen. Man ſaͤhe zwar das Schloß nicht: denn es wird von dem Waͤldchen bedeckt; aber man befaͤnde ſich auch dafuͤr wie in einer andern und neuen Welt, indem zugleich das Dorf und alle Woh¬ nungen verborgen waͤren. Die Ausſicht auf die Teiche, nach der Muͤhle, auf die Hoͤhen, in die Gebirge, nach dem Lande zu, iſt außer¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0143"n="138"/>
gebilligt und der Kreislauf der Wege bis da¬<lb/>
hin abgeſchloſſen.</p><lb/><p>Ottilie hatte zu dem allen geſchwiegen,<lb/>
als Eduard zuletzt den Plan, der bisher vor<lb/>
Charlotten gelegen, vor ſie hinwandte und ſie<lb/>
zugleich einlud, ihre Meinung zu ſagen, und<lb/>
als ſie einen Augenblick anhielt, ſie liebevoll<lb/>
ermunterte, doch ja nicht zu ſchweigen: al¬<lb/>
les ſey ja noch gleichguͤltig, alles noch im<lb/>
Werden.</p><lb/><p>Ich wuͤrde, ſagte Ottilie, indem ſie den<lb/>
Finger auf die hoͤchſte Flaͤche der Anhoͤhe<lb/>ſetzte, das Haus hieher bauen. Man ſaͤhe<lb/>
zwar das Schloß nicht: denn es wird von<lb/>
dem Waͤldchen bedeckt; aber man befaͤnde ſich<lb/>
auch dafuͤr wie in einer andern und neuen<lb/>
Welt, indem zugleich das Dorf und alle Woh¬<lb/>
nungen verborgen waͤren. Die Ausſicht auf<lb/>
die Teiche, nach der Muͤhle, auf die Hoͤhen,<lb/>
in die Gebirge, nach dem Lande zu, iſt außer¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[138/0143]
gebilligt und der Kreislauf der Wege bis da¬
hin abgeſchloſſen.
Ottilie hatte zu dem allen geſchwiegen,
als Eduard zuletzt den Plan, der bisher vor
Charlotten gelegen, vor ſie hinwandte und ſie
zugleich einlud, ihre Meinung zu ſagen, und
als ſie einen Augenblick anhielt, ſie liebevoll
ermunterte, doch ja nicht zu ſchweigen: al¬
les ſey ja noch gleichguͤltig, alles noch im
Werden.
Ich wuͤrde, ſagte Ottilie, indem ſie den
Finger auf die hoͤchſte Flaͤche der Anhoͤhe
ſetzte, das Haus hieher bauen. Man ſaͤhe
zwar das Schloß nicht: denn es wird von
dem Waͤldchen bedeckt; aber man befaͤnde ſich
auch dafuͤr wie in einer andern und neuen
Welt, indem zugleich das Dorf und alle Woh¬
nungen verborgen waͤren. Die Ausſicht auf
die Teiche, nach der Muͤhle, auf die Hoͤhen,
in die Gebirge, nach dem Lande zu, iſt außer¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/143>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.