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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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Daß der gute alte Mann sich gern ge¬
setzt hätte, entging dem rüstigen Redner, der
noch viel weniger dachte, daß er ein größeres
Uebel hervorzubringen auf dem Wege war:
denn nachdem er das Verhältniß eines jeden
Anwesenden zum Kinde mit Nachdruck geschil¬
dert und Ottiliens Fassung dabey ziemlich
auf die Probe gestellt hatte; so wandte er
sich zuletzt gegen den Greis mit diesen Wor¬
ten: Und Sie, mein würdiger Altvater, kön¬
nen nunmehr mit Simeon sprechen: Herr
laß deinen Diener in Frieden fahren; denn
meine Augen haben den Heiland dieses Hauses
gesehen.

Nun war er im Zuge recht glänzend zu
schließen, aber er bemerkte bald, daß der
Alte, dem er das Kind hinhielt, sich zwar
erst gegen dasselbe zu neigen schien, nachher
aber schnell zurücksank. Vom Fall kaum ab¬
gehalten ward er in einen Sessel gebracht

Daß der gute alte Mann ſich gern ge¬
ſetzt haͤtte, entging dem ruͤſtigen Redner, der
noch viel weniger dachte, daß er ein groͤßeres
Uebel hervorzubringen auf dem Wege war:
denn nachdem er das Verhaͤltniß eines jeden
Anweſenden zum Kinde mit Nachdruck geſchil¬
dert und Ottiliens Faſſung dabey ziemlich
auf die Probe geſtellt hatte; ſo wandte er
ſich zuletzt gegen den Greis mit dieſen Wor¬
ten: Und Sie, mein wuͤrdiger Altvater, koͤn¬
nen nunmehr mit Simeon ſprechen: Herr
laß deinen Diener in Frieden fahren; denn
meine Augen haben den Heiland dieſes Hauſes
geſehen.

Nun war er im Zuge recht glaͤnzend zu
ſchließen, aber er bemerkte bald, daß der
Alte, dem er das Kind hinhielt, ſich zwar
erſt gegen daſſelbe zu neigen ſchien, nachher
aber ſchnell zuruͤckſank. Vom Fall kaum ab¬
gehalten ward er in einen Seſſel gebracht

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[164/0167] Daß der gute alte Mann ſich gern ge¬ ſetzt haͤtte, entging dem ruͤſtigen Redner, der noch viel weniger dachte, daß er ein groͤßeres Uebel hervorzubringen auf dem Wege war: denn nachdem er das Verhaͤltniß eines jeden Anweſenden zum Kinde mit Nachdruck geſchil¬ dert und Ottiliens Faſſung dabey ziemlich auf die Probe geſtellt hatte; ſo wandte er ſich zuletzt gegen den Greis mit dieſen Wor¬ ten: Und Sie, mein wuͤrdiger Altvater, koͤn¬ nen nunmehr mit Simeon ſprechen: Herr laß deinen Diener in Frieden fahren; denn meine Augen haben den Heiland dieſes Hauſes geſehen. Nun war er im Zuge recht glaͤnzend zu ſchließen, aber er bemerkte bald, daß der Alte, dem er das Kind hinhielt, ſich zwar erſt gegen daſſelbe zu neigen ſchien, nachher aber ſchnell zuruͤckſank. Vom Fall kaum ab¬ gehalten ward er in einen Seſſel gebracht

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/167>, abgerufen am 21.11.2024.