dich also, mein Freund, für mich, für dich zu handeln, für mich, für dich diese Zustände zu entwirren, aufzulösen, zu verknüpfen. Laß dich durch keine Betrachtungen abhalten; wir haben die Welt ohnehin schon von uns reden machen, sie wird noch einmal von uns reden, uns sodann, wie alles übrige was aufhört neu zu seyn, vergessen und uns gewähren lassen wie wir können, ohne weitern Theil an uns zu nehmen.
Der Major hatte keinen andern Ausweg und mußte endlich zugeben, daß Eduard ein für allemal die Sache als etwas Bekanntes und Vorausgesetztes behandelte, daß er wie alles anzustellen sey, im Einzelnen durchsprach und sich über die Zukunft auf das heiterste, sogar in Scherzen erging.
Dann wieder ernsthaft und nachdenklich fuhr er fort: Wollten wir uns der Hoffnung, der Erwartung überlassen, daß alles sich von
dich alſo, mein Freund, fuͤr mich, fuͤr dich zu handeln, fuͤr mich, fuͤr dich dieſe Zuſtaͤnde zu entwirren, aufzuloͤſen, zu verknuͤpfen. Laß dich durch keine Betrachtungen abhalten; wir haben die Welt ohnehin ſchon von uns reden machen, ſie wird noch einmal von uns reden, uns ſodann, wie alles uͤbrige was aufhoͤrt neu zu ſeyn, vergeſſen und uns gewaͤhren laſſen wie wir koͤnnen, ohne weitern Theil an uns zu nehmen.
Der Major hatte keinen andern Ausweg und mußte endlich zugeben, daß Eduard ein fuͤr allemal die Sache als etwas Bekanntes und Vorausgeſetztes behandelte, daß er wie alles anzuſtellen ſey, im Einzelnen durchſprach und ſich uͤber die Zukunft auf das heiterſte, ſogar in Scherzen erging.
Dann wieder ernſthaft und nachdenklich fuhr er fort: Wollten wir uns der Hoffnung, der Erwartung uͤberlaſſen, daß alles ſich von
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0241"n="238"/>
dich alſo, mein Freund, fuͤr mich, fuͤr dich<lb/>
zu handeln, fuͤr mich, fuͤr dich dieſe Zuſtaͤnde<lb/>
zu entwirren, aufzuloͤſen, zu verknuͤpfen. Laß<lb/>
dich durch keine Betrachtungen abhalten; wir<lb/>
haben die Welt ohnehin ſchon von uns reden<lb/>
machen, ſie wird noch einmal von uns reden,<lb/>
uns ſodann, wie alles uͤbrige was aufhoͤrt neu<lb/>
zu ſeyn, vergeſſen und uns gewaͤhren laſſen<lb/>
wie wir koͤnnen, ohne weitern Theil an uns<lb/>
zu nehmen.</p><lb/><p>Der Major hatte keinen andern Ausweg<lb/>
und mußte endlich zugeben, daß Eduard ein<lb/>
fuͤr allemal die Sache als etwas Bekanntes<lb/>
und Vorausgeſetztes behandelte, daß er wie<lb/>
alles anzuſtellen ſey, im Einzelnen durchſprach<lb/>
und ſich uͤber die Zukunft auf das heiterſte,<lb/>ſogar in Scherzen erging.</p><lb/><p>Dann wieder ernſthaft und nachdenklich<lb/>
fuhr er fort: Wollten wir uns der Hoffnung,<lb/>
der Erwartung uͤberlaſſen, daß alles ſich von<lb/></p></div></body></text></TEI>
[238/0241]
dich alſo, mein Freund, fuͤr mich, fuͤr dich
zu handeln, fuͤr mich, fuͤr dich dieſe Zuſtaͤnde
zu entwirren, aufzuloͤſen, zu verknuͤpfen. Laß
dich durch keine Betrachtungen abhalten; wir
haben die Welt ohnehin ſchon von uns reden
machen, ſie wird noch einmal von uns reden,
uns ſodann, wie alles uͤbrige was aufhoͤrt neu
zu ſeyn, vergeſſen und uns gewaͤhren laſſen
wie wir koͤnnen, ohne weitern Theil an uns
zu nehmen.
Der Major hatte keinen andern Ausweg
und mußte endlich zugeben, daß Eduard ein
fuͤr allemal die Sache als etwas Bekanntes
und Vorausgeſetztes behandelte, daß er wie
alles anzuſtellen ſey, im Einzelnen durchſprach
und ſich uͤber die Zukunft auf das heiterſte,
ſogar in Scherzen erging.
Dann wieder ernſthaft und nachdenklich
fuhr er fort: Wollten wir uns der Hoffnung,
der Erwartung uͤberlaſſen, daß alles ſich von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/241>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.