Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Erbschleicher.
Tagen verschloßener Magen glich heute einem
Faß ohne Boden.
Weinhold. Aber Sie, Herr Vetter, leben
von der Luft.
Gerhard. Leider. Wenn ich esse, treibt
mirs den Leib auf, wie - - -
W. Ungew. (jedesmal mit Nachdruck einfallend.)
Wie ein Lustballon. So geht mirs just auch.
Gerhard. Das Blut steigt mir zu Kopfe --
W. Ungew. Wie eine Fontäne, mir auch!
Gerhard. Es flimmert mir vor den Au-
gen - - -
W. Ungew. Wie Raketen und Schwärmer,
mir auch!
Gerhard. Leg' ich mich hierauf zu Bette - - -
W. Ungew. So erdrosselt michs.
Gerhard. Ich sehe nichts, als Unholde und
Teufelslarven - - -
W. Ungew. Und die Pulse schlagen mir,
wie Drathammer.
Gerhard. Arme Frau Muhme. Sie kön-
nen die Familie nicht verläugnen.
W. Ungew. Ach, besier Herr Vetter, mit
Ihnen tröst' ich mich gern.
Weinhold. Spasmatische Irregularitäten!
Die Erbſchleicher.
Tagen verſchloßener Magen glich heute einem
Faß ohne Boden.
Weinhold. Aber Sie, Herr Vetter, leben
von der Luft.
Gerhard. Leider. Wenn ich eſſe, treibt
mirs den Leib auf, wie - - -
W. Ungew. (jedesmal mit Nachdruck einfallend.)
Wie ein Luſtballon. So geht mirs juſt auch.
Gerhard. Das Blut ſteigt mir zu Kopfe —
W. Ungew. Wie eine Fontaͤne, mir auch!
Gerhard. Es flimmert mir vor den Au-
gen - - -
W. Ungew. Wie Raketen und Schwaͤrmer,
mir auch!
Gerhard. Leg’ ich mich hierauf zu Bette - - -
W. Ungew. So erdroſſelt michs.
Gerhard. Ich ſehe nichts, als Unholde und
Teufelslarven - - -
W. Ungew. Und die Pulſe ſchlagen mir,
wie Drathammer.
Gerhard. Arme Frau Muhme. Sie koͤn-
nen die Familie nicht verlaͤugnen.
W. Ungew. Ach, beſier Herr Vetter, mit
Ihnen troͤſt’ ich mich gern.
Weinhold. Spasmatiſche Irregularitaͤten!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#WUNGE">
            <p><pb facs="#f0168" n="162"/><fw place="top" type="header">Die Erb&#x017F;chleicher.</fw><lb/>
Tagen ver&#x017F;chloßener Magen glich heute einem<lb/>
Faß ohne Boden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Aber Sie, Herr Vetter, leben<lb/>
von der Luft.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Leider. Wenn ich e&#x017F;&#x017F;e, treibt<lb/>
mirs den Leib auf, wie - - -</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <stage>(jedesmal mit Nachdruck einfallend.)</stage><lb/>
            <p>Wie ein Lu&#x017F;tballon. So geht mirs ju&#x017F;t auch.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Das Blut &#x017F;teigt mir zu Kopfe &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Wie eine Fonta&#x0364;ne, mir auch!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Es flimmert mir vor den Au-<lb/>
gen - - -</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Wie Raketen und Schwa&#x0364;rmer,<lb/>
mir auch!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Leg&#x2019; ich mich hierauf zu Bette - - -</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>So erdro&#x017F;&#x017F;elt michs.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Ich &#x017F;ehe nichts, als Unholde und<lb/>
Teufelslarven - - -</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Und die Pul&#x017F;e &#x017F;chlagen mir,<lb/>
wie Drathammer.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker>
            <p>Arme Frau Muhme. Sie ko&#x0364;n-<lb/>
nen die Familie nicht verla&#x0364;ugnen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WUNGE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker>
            <p>Ach, be&#x017F;ier Herr Vetter, mit<lb/><hi rendition="#g">Ihnen</hi> tro&#x0364;&#x017F;t&#x2019; ich mich gern.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WEIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker>
            <p>Spasmati&#x017F;che Irregularita&#x0364;ten!<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0168] Die Erbſchleicher. Tagen verſchloßener Magen glich heute einem Faß ohne Boden. Weinhold. Aber Sie, Herr Vetter, leben von der Luft. Gerhard. Leider. Wenn ich eſſe, treibt mirs den Leib auf, wie - - - W. Ungew. (jedesmal mit Nachdruck einfallend.) Wie ein Luſtballon. So geht mirs juſt auch. Gerhard. Das Blut ſteigt mir zu Kopfe — W. Ungew. Wie eine Fontaͤne, mir auch! Gerhard. Es flimmert mir vor den Au- gen - - - W. Ungew. Wie Raketen und Schwaͤrmer, mir auch! Gerhard. Leg’ ich mich hierauf zu Bette - - - W. Ungew. So erdroſſelt michs. Gerhard. Ich ſehe nichts, als Unholde und Teufelslarven - - - W. Ungew. Und die Pulſe ſchlagen mir, wie Drathammer. Gerhard. Arme Frau Muhme. Sie koͤn- nen die Familie nicht verlaͤugnen. W. Ungew. Ach, beſier Herr Vetter, mit Ihnen troͤſt’ ich mich gern. Weinhold. Spasmatiſche Irregularitaͤten!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/168
Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/168>, abgerufen am 21.11.2024.