Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.die er schrecklich zu Tode hatte schmachten lassen, wälzten sich auf seinen Weg, drängten sich unter seine Füße, damit er gleite, falle, den Höllenhunden zur Beute werde. Immer grimmiger ward die Jagd, immer höllischer heulten die Hunde, wüthender, näher braus'ten hinter ihm her die Jäger, wilder, zorniger umdrängten ihn die Thiere von allen Sorten, und in den Büschen mehrten sich immer noch die Gesichter, riefen hitziger, jauchzender ihr Hatz und Huß, ihr Ho Sassa! Ho Sassa! in die rasende Meute. Kurt kannte den Wald, der zur höllischen Wildbahn geworden, gar wohl, war er doch kaum eine halbe Stunde von Koppigen, und keine Ecke darin, in welcher er nicht irgend ein Jagdstücklein verübt hätte. Den Wald war er hinaufgetrieben worden auf der Utzenstörfer Seite, bald durch lichtere Waldung, bald durch das dichteste Gebüsch; war er in einer Lichtung, so bog er ins Gebüsch, im Glauben, es hemme die Jagd; aber weder Wald noch Busch hielt das wilde Heer auf, keine Hemmung war für die schrecklich luftigen Gestalten. Als er oben im Walde war, wo das Feld gegen Kirchberg hin wieder beginnt, da wandte er sich, und wie der Fuchs, hart gedrängt, seinen Bau sucht, um vor den nachjagenden Hunden sich zu sichern, so strebte Kurt instinctmäßig nach der Waldseite gegen Koppigen hin in seiner Todesangst. Immer blutiger umbraus'te ihn die wilde Jagd, in die Ohren hatten die er schrecklich zu Tode hatte schmachten lassen, wälzten sich auf seinen Weg, drängten sich unter seine Füße, damit er gleite, falle, den Höllenhunden zur Beute werde. Immer grimmiger ward die Jagd, immer höllischer heulten die Hunde, wüthender, näher braus'ten hinter ihm her die Jäger, wilder, zorniger umdrängten ihn die Thiere von allen Sorten, und in den Büschen mehrten sich immer noch die Gesichter, riefen hitziger, jauchzender ihr Hatz und Huß, ihr Ho Sassa! Ho Sassa! in die rasende Meute. Kurt kannte den Wald, der zur höllischen Wildbahn geworden, gar wohl, war er doch kaum eine halbe Stunde von Koppigen, und keine Ecke darin, in welcher er nicht irgend ein Jagdstücklein verübt hätte. Den Wald war er hinaufgetrieben worden auf der Utzenstörfer Seite, bald durch lichtere Waldung, bald durch das dichteste Gebüsch; war er in einer Lichtung, so bog er ins Gebüsch, im Glauben, es hemme die Jagd; aber weder Wald noch Busch hielt das wilde Heer auf, keine Hemmung war für die schrecklich luftigen Gestalten. Als er oben im Walde war, wo das Feld gegen Kirchberg hin wieder beginnt, da wandte er sich, und wie der Fuchs, hart gedrängt, seinen Bau sucht, um vor den nachjagenden Hunden sich zu sichern, so strebte Kurt instinctmäßig nach der Waldseite gegen Koppigen hin in seiner Todesangst. Immer blutiger umbraus'te ihn die wilde Jagd, in die Ohren hatten <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0173"/> die er schrecklich zu Tode hatte schmachten lassen, wälzten sich auf seinen Weg, drängten sich unter seine Füße, damit er gleite, falle, den Höllenhunden zur Beute werde. Immer grimmiger ward die Jagd, immer höllischer heulten die Hunde, wüthender, näher braus'ten hinter ihm her die Jäger, wilder, zorniger umdrängten ihn die Thiere von allen Sorten, und in den Büschen mehrten sich immer noch die Gesichter, riefen hitziger, jauchzender ihr Hatz und Huß, ihr Ho Sassa! Ho Sassa! in die rasende Meute.</p><lb/> <p>Kurt kannte den Wald, der zur höllischen Wildbahn geworden, gar wohl, war er doch kaum eine halbe Stunde von Koppigen, und keine Ecke darin, in welcher er nicht irgend ein Jagdstücklein verübt hätte. Den Wald war er hinaufgetrieben worden auf der Utzenstörfer Seite, bald durch lichtere Waldung, bald durch das dichteste Gebüsch; war er in einer Lichtung, so bog er ins Gebüsch, im Glauben, es hemme die Jagd; aber weder Wald noch Busch hielt das wilde Heer auf, keine Hemmung war für die schrecklich luftigen Gestalten. Als er oben im Walde war, wo das Feld gegen Kirchberg hin wieder beginnt, da wandte er sich, und wie der Fuchs, hart gedrängt, seinen Bau sucht, um vor den nachjagenden Hunden sich zu sichern, so strebte Kurt instinctmäßig nach der Waldseite gegen Koppigen hin in seiner Todesangst. Immer blutiger umbraus'te ihn die wilde Jagd, in die Ohren hatten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0173]
die er schrecklich zu Tode hatte schmachten lassen, wälzten sich auf seinen Weg, drängten sich unter seine Füße, damit er gleite, falle, den Höllenhunden zur Beute werde. Immer grimmiger ward die Jagd, immer höllischer heulten die Hunde, wüthender, näher braus'ten hinter ihm her die Jäger, wilder, zorniger umdrängten ihn die Thiere von allen Sorten, und in den Büschen mehrten sich immer noch die Gesichter, riefen hitziger, jauchzender ihr Hatz und Huß, ihr Ho Sassa! Ho Sassa! in die rasende Meute.
Kurt kannte den Wald, der zur höllischen Wildbahn geworden, gar wohl, war er doch kaum eine halbe Stunde von Koppigen, und keine Ecke darin, in welcher er nicht irgend ein Jagdstücklein verübt hätte. Den Wald war er hinaufgetrieben worden auf der Utzenstörfer Seite, bald durch lichtere Waldung, bald durch das dichteste Gebüsch; war er in einer Lichtung, so bog er ins Gebüsch, im Glauben, es hemme die Jagd; aber weder Wald noch Busch hielt das wilde Heer auf, keine Hemmung war für die schrecklich luftigen Gestalten. Als er oben im Walde war, wo das Feld gegen Kirchberg hin wieder beginnt, da wandte er sich, und wie der Fuchs, hart gedrängt, seinen Bau sucht, um vor den nachjagenden Hunden sich zu sichern, so strebte Kurt instinctmäßig nach der Waldseite gegen Koppigen hin in seiner Todesangst. Immer blutiger umbraus'te ihn die wilde Jagd, in die Ohren hatten
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Zitationshilfe: | Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/173>, abgerufen am 16.02.2025. |