Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.sie je jünger je lieber, je früher ich ein Kind erziehen "Darum sagte sie: wenn aber einer etwas verdienen ſie je jünger je lieber, je früher ich ein Kind erziehen „Darum ſagte ſie: wenn aber einer etwas verdienen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="40"/> ſie je jünger je lieber, je früher ich ein Kind erziehen<lb/> kann auf meine Manier, um ſo weiter bringe ich es,<lb/> dazu habe ich aber das Taufen gar nicht nöthig und<lb/> will es nicht.“ Da ſah Chriſtine wohl, daß er mit kei¬<lb/> nem andern Lohne ſich werde begnügen wollen; aber es<lb/> wuchs in ihr immer mehr der Gedanke: das wäre doch<lb/> der Einzige der nicht zu betrügen wäre.</p><lb/> <p>„Darum ſagte ſie: wenn aber einer etwas verdienen<lb/> wolle, ſo müßte er ſich mit dem Lohne begnügen, den<lb/> man ihm geben könne, ſie aber hätten gegenwärtig in<lb/> keinem Hauſe ein ungetauft Kind und in Monatsfriſt<lb/> gäbe es keins, und in dieſer Zeit müßten die Buchen<lb/> geliefert ſein. Da ſchwänzelte gar höflich der Grüne und<lb/> ſagte: „Ich begehre das Kind gar nicht zum Voraus.<lb/> Sobald man mir verſpricht, das Erſte zu liefern unge¬<lb/> tauft, welches geboren wird, ſo bin ich ſchon zufrieden.“<lb/> Das gefiel Chriſtine gar wohl. Sie wußte, daß es in<lb/> geraumer Zeit kein Kind geben werde in ihrer Herren<lb/> Gebiet. Wenn nun einmal der Grüne ſein Verſprechen<lb/> gehalten und die Buchen gepflanzet ſeien, ſo brauche<lb/> man ihm gar nichts mehr zu geben, weder ein Kind<lb/> noch etwas anders; man laſſe Meſſen leſen zu Schutz<lb/> und Trutz und lache tapfer den Grünen aus, ſo dachte<lb/> Chriſtine. Sie dankte daher ſchon ganz herzhaft für das<lb/> gute Anerbieten und ſagte: es ſei zu bedenken und ſie<lb/> wolle mit den Männern darüber reden. „Ja“, ſagte der<lb/> Grüne, „da iſt gar nichts mehr weder zu denken noch<lb/> zu reden. Für heute habe ich euch beſtellt, und jetzt will<lb/> ich den Beſcheid; ich habe noch an gar vielen Orten<lb/> zu thun und bin nicht blos wegen euch da. Du mußt<lb/> mir zu oder ab ſagen, nachher will ich von dem gan¬<lb/> zen Handel nichts mehr wiſſen.“ Chriſtine wollte die<lb/> Sache verdrehen, denn ſie nahm ſie nicht gerne auf ſich,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0050]
ſie je jünger je lieber, je früher ich ein Kind erziehen
kann auf meine Manier, um ſo weiter bringe ich es,
dazu habe ich aber das Taufen gar nicht nöthig und
will es nicht.“ Da ſah Chriſtine wohl, daß er mit kei¬
nem andern Lohne ſich werde begnügen wollen; aber es
wuchs in ihr immer mehr der Gedanke: das wäre doch
der Einzige der nicht zu betrügen wäre.
„Darum ſagte ſie: wenn aber einer etwas verdienen
wolle, ſo müßte er ſich mit dem Lohne begnügen, den
man ihm geben könne, ſie aber hätten gegenwärtig in
keinem Hauſe ein ungetauft Kind und in Monatsfriſt
gäbe es keins, und in dieſer Zeit müßten die Buchen
geliefert ſein. Da ſchwänzelte gar höflich der Grüne und
ſagte: „Ich begehre das Kind gar nicht zum Voraus.
Sobald man mir verſpricht, das Erſte zu liefern unge¬
tauft, welches geboren wird, ſo bin ich ſchon zufrieden.“
Das gefiel Chriſtine gar wohl. Sie wußte, daß es in
geraumer Zeit kein Kind geben werde in ihrer Herren
Gebiet. Wenn nun einmal der Grüne ſein Verſprechen
gehalten und die Buchen gepflanzet ſeien, ſo brauche
man ihm gar nichts mehr zu geben, weder ein Kind
noch etwas anders; man laſſe Meſſen leſen zu Schutz
und Trutz und lache tapfer den Grünen aus, ſo dachte
Chriſtine. Sie dankte daher ſchon ganz herzhaft für das
gute Anerbieten und ſagte: es ſei zu bedenken und ſie
wolle mit den Männern darüber reden. „Ja“, ſagte der
Grüne, „da iſt gar nichts mehr weder zu denken noch
zu reden. Für heute habe ich euch beſtellt, und jetzt will
ich den Beſcheid; ich habe noch an gar vielen Orten
zu thun und bin nicht blos wegen euch da. Du mußt
mir zu oder ab ſagen, nachher will ich von dem gan¬
zen Handel nichts mehr wiſſen.“ Chriſtine wollte die
Sache verdrehen, denn ſie nahm ſie nicht gerne auf ſich,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |