pgo_112.001 und Bücher ist hier willkürlicher und fällt weniger in's Gewicht. Dagegen pgo_112.002 kann die Skizze des Dramatikers von doppelter Art sein und zwar pgo_112.003 so, daß sich der Fortgang von der ersten Skizze zur zweiten als nothwendig pgo_112.004 erweist. Zunächst entwirft der Dramatiker blos die Fabel im Zusammenhange pgo_112.005 einer Erzählung, d. h. seine Fabel, in welcher der überlieferte pgo_112.006 Stoff der Geschichte oder Novelle bereits eine wesentliche Umschmelzung pgo_112.007 erlitten hat. Dann aber folgt der zweite genauere Entwurf, in welchem pgo_112.008 die Handlung auf die einzelnen Acte und die einzelnen Scenen vertheilt pgo_112.009 wird und das Skelett des ganzen Drama's fest und klar zu Tage liegt. pgo_112.010 Wohl ist diese Skizze nicht unumstößlich; denn je mehr sie sich mit Leben pgo_112.011 und Farben erfüllt, desto mehr wird die ausfüllende Gestaltung diese oder pgo_112.012 jene Andeutung ergänzen und verbessern. Jn den von Schiller hinterlassenen pgo_112.013 dramatischen Skizzen ist der Gang des Drama's mit vollkommener pgo_112.014 Klarheit entworfen; doch nur in der Skizze des "Warbeck" ist pgo_112.015 auch die Eintheilung der Acte ausgesprochen, während in den "Malthesern," pgo_112.016 den "Kindern des Hauses" und den Fragmenten des pgo_112.017 "Demetrius" nur die Aufeinanderfolge der Scenen angegeben ist. pgo_112.018 Den "Malthesern" und den "Kindern des Hauses" hat Schiller eine pgo_112.019 Darstellung der historischen und socialen Situation vorausgeschickt, aus pgo_112.020 welcher das Drama herauswachsen soll, und zugleich die künstlerische Jdee pgo_112.021 entwickelt, die ihm vorschwebte! Hinterlassene Skizzen anderer Autoren pgo_112.022 zeigen uns eine Eigenthümlichkeit der Production, welche gleich zu dem pgo_112.023 prägnanten Gipfel der Entwickelung, den eigentlichen Schlagscenenpgo_112.024 hineilt und alles Andere zunächst unausgeführt läßt, um sich gewissermaßen pgo_112.025 selbst den Erfolg zu sichern oder die Begeisterung zu einem feurigen pgo_112.026 Kern zu condensiren, an den das übrige Drama anschießt. Doch pgo_112.027 wird solchen Werken die organische Entwickelung fehlen, das allmähliche pgo_112.028 Wachsthum der Charaktere und der Handlung, mit dem auch die Seele pgo_112.029 des Dichters, harmonisch begleitend, zu den Höhepunkten der Begeisterung pgo_112.030 heranwächst. Davon abweichend ist die Art und Weise, wie z. B. Tibull pgo_112.031 nachweisbar seine Elegieen producirt, indem er sich an den Hauptstellen pgo_112.032 dem freien Strome seiner Begeisterung überläßt und was dazwischen pgo_112.033 liegt, zunächst nur andeutet und lässig ausführt, um einer späteren nachhaltigen pgo_112.034 Begeisterung die vollständige künstlerische Durchführung vorzubehalten. pgo_112.035 Sich nicht an einzelne Hemmungen der Form zu stoßen, deren
pgo_112.001 und Bücher ist hier willkürlicher und fällt weniger in's Gewicht. Dagegen pgo_112.002 kann die Skizze des Dramatikers von doppelter Art sein und zwar pgo_112.003 so, daß sich der Fortgang von der ersten Skizze zur zweiten als nothwendig pgo_112.004 erweist. Zunächst entwirft der Dramatiker blos die Fabel im Zusammenhange pgo_112.005 einer Erzählung, d. h. seine Fabel, in welcher der überlieferte pgo_112.006 Stoff der Geschichte oder Novelle bereits eine wesentliche Umschmelzung pgo_112.007 erlitten hat. Dann aber folgt der zweite genauere Entwurf, in welchem pgo_112.008 die Handlung auf die einzelnen Acte und die einzelnen Scenen vertheilt pgo_112.009 wird und das Skelett des ganzen Drama's fest und klar zu Tage liegt. pgo_112.010 Wohl ist diese Skizze nicht unumstößlich; denn je mehr sie sich mit Leben pgo_112.011 und Farben erfüllt, desto mehr wird die ausfüllende Gestaltung diese oder pgo_112.012 jene Andeutung ergänzen und verbessern. Jn den von Schiller hinterlassenen pgo_112.013 dramatischen Skizzen ist der Gang des Drama's mit vollkommener pgo_112.014 Klarheit entworfen; doch nur in der Skizze des „Warbeck“ ist pgo_112.015 auch die Eintheilung der Acte ausgesprochen, während in den „Malthesern,“ pgo_112.016 den „Kindern des Hauses“ und den Fragmenten des pgo_112.017 „Demetrius“ nur die Aufeinanderfolge der Scenen angegeben ist. pgo_112.018 Den „Malthesern“ und den „Kindern des Hauses“ hat Schiller eine pgo_112.019 Darstellung der historischen und socialen Situation vorausgeschickt, aus pgo_112.020 welcher das Drama herauswachsen soll, und zugleich die künstlerische Jdee pgo_112.021 entwickelt, die ihm vorschwebte! Hinterlassene Skizzen anderer Autoren pgo_112.022 zeigen uns eine Eigenthümlichkeit der Production, welche gleich zu dem pgo_112.023 prägnanten Gipfel der Entwickelung, den eigentlichen Schlagscenenpgo_112.024 hineilt und alles Andere zunächst unausgeführt läßt, um sich gewissermaßen pgo_112.025 selbst den Erfolg zu sichern oder die Begeisterung zu einem feurigen pgo_112.026 Kern zu condensiren, an den das übrige Drama anschießt. Doch pgo_112.027 wird solchen Werken die organische Entwickelung fehlen, das allmähliche pgo_112.028 Wachsthum der Charaktere und der Handlung, mit dem auch die Seele pgo_112.029 des Dichters, harmonisch begleitend, zu den Höhepunkten der Begeisterung pgo_112.030 heranwächst. Davon abweichend ist die Art und Weise, wie z. B. Tibull pgo_112.031 nachweisbar seine Elegieen producirt, indem er sich an den Hauptstellen pgo_112.032 dem freien Strome seiner Begeisterung überläßt und was dazwischen pgo_112.033 liegt, zunächst nur andeutet und lässig ausführt, um einer späteren nachhaltigen pgo_112.034 Begeisterung die vollständige künstlerische Durchführung vorzubehalten. pgo_112.035 Sich nicht an einzelne Hemmungen der Form zu stoßen, deren
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Stoff der Geschichte oder Novelle bereits eine wesentliche Umschmelzung pgo_112.007
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Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschall_poetik_1858/134>, abgerufen am 21.11.2024.
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