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Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.

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Man vergleiche in demselben Gedicht: Glauben, Wissen, Handeln:

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Flog mir an's Herz, das ihm entgegendrang.
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Wo uns von ihm jed' Blümchen auf der Wiese pgo_146.004
Ein Liebeszeichen froh entgegenhält.
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Erwacht und Gottes süßen Namen singt pgo_146.006
Und aus der Brust zu ihm hinüberdringt --
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Wo der Sturm, ein trunkener Sänger Gottes dahinbraust.

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Durch die Fähigkeit des deutschen Zeitwortes, mit den verschiedensten pgo_146.009
Bestimmungswörtern zusammenzuwachsen, wird es den Dichtern möglich, pgo_146.010
aus ihm eine neue und reiche Flora von Wort-Varietäten zu ziehen. pgo_146.011
Ueber die Zusammensetzung des Participiums mit Hauptwörtern oder pgo_146.012
Beiwörtern haben wir schon oben bei den adjectivischen Bestimmungen pgo_146.013
gesprochen.

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Was schließlich die Partikeln betrifft, so kommt ihnen in der dichterischen pgo_146.015
Rede nur ein sehr bescheidenes Plätzchen zu. Denn gerade der pgo_146.016
logische Zusammenhang, den sie bezeichnen, und der sich in der Prosa gern pgo_146.017
so klar wie möglich geltend macht, muß in der Poesie mehr herausgefühlt, pgo_146.018
als ausdrücklich angezeigt werden. Solche doktrinaire Verbindungswörter, pgo_146.019
wie daher, also, mithin, folglich, dennoch, insofern, pgo_146.020
insoweit, dagegen weil, überhaupt
u. s. f. müssen aus der Poesie pgo_146.021
gänzlich verbannt werden. Zeitbestimmungen mit "nachdem" auszudrücken, pgo_146.022
ist ebenfalls schwerfällig und undichterisch. Wenn der Poet ein pgo_146.023
"je" gebraucht, so muß er es vermeiden, ein gewissenhaftes "desto" darauf pgo_146.024
folgen zu lassen, lieber "je" wiederholen, nur nicht in dem störenden pgo_146.025
Uebermaaß, wie es die oben angeführte Stelle aus Schiller's "Künstlern" pgo_146.026
zeigt. Die einfachste Partikel: "und" ist wegen der Unscheinbarkeit und pgo_146.027
Leichtigkeit der Verbindung für den Dichter die günstigste, sodaß man pgo_146.028
ihre häufige Wiederholung unter dem Namen: Polysyndeton zu den pgo_146.029
Figuren gerechnet hat. Jn der That machen alle guten Dichter von pgo_146.030
dieser Figur einen häufigen Gebrauch:

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der Strahl umspielt dein Haar (Geibel); mit ab: kein hirnlos Lieblingsliedlein pgo_146.032
abzuklimpern (Sallet); mit auf: aufschwirrt der Wasservögel Schaar pgo_146.033
(Gottschall); mit über: Verderben überflammt den Port (Gottschall) u. s. f.

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Man vergleiche in demselben Gedicht: Glauben, Wissen, Handeln:

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Flog mir an's Herz, das ihm entgegendrang.
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Wo uns von ihm jed' Blümchen auf der Wiese pgo_146.004
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Erwacht und Gottes süßen Namen singt pgo_146.006
Und aus der Brust zu ihm hinüberdringt
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Wo der Sturm, ein trunkener Sänger Gottes dahinbraust.

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gänzlich verbannt werden. Zeitbestimmungen mit „nachdem“ auszudrücken, pgo_146.022
ist ebenfalls schwerfällig und undichterisch. Wenn der Poet ein pgo_146.023
„je“ gebraucht, so muß er es vermeiden, ein gewissenhaftes „desto“ darauf pgo_146.024
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zeigt. Die einfachste Partikel: „und“ ist wegen der Unscheinbarkeit und pgo_146.027
Leichtigkeit der Verbindung für den Dichter die günstigste, sodaß man pgo_146.028
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dieser Figur einen häufigen Gebrauch:

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der Strahl umspielt dein Haar (Geibel); mit ab: kein hirnlos Lieblingsliedlein pgo_146.032
abzuklimpern (Sallet); mit auf: aufschwirrt der Wasservögel Schaar pgo_146.033
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Zitationshilfe: Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschall_poetik_1858/168>, abgerufen am 21.11.2024.