pgo_170.001 Hyperbeln aus, in denen ein "wenn" und "eh" das übertriebene Bild pgo_170.002 einführt. So wenn Richard II. sagt:
pgo_170.003
Die Erde fühlt und diese Steine werdenpgo_170.004 Bewehrte Krieger, eh' ihr echter Königpgo_170.005 Des Aufruhrs schnöden Waffen unterliegt.
pgo_170.006 Mortimer in der "Maria Stuart" sagt:
pgo_170.007
Mag der Welten Bandpgo_170.008 Sich lösen, eine zweite Wasserfluthpgo_170.009 Herwogend alles Athmende verschlingen --pgo_170.010 Jch achte Nichts mehr -- eh' ich dir entsage,pgo_170.011 Eh' nahe sich das Ende aller Tage.
pgo_170.012 Jn Massinger's "Herzog von Mailand" sagt Sforza, indem er pgo_170.013 eine bekannte Hyperbel des Horaz weiter ausführt:
pgo_170.014
Und mag der Erde Grund zusammenstürzen,pgo_170.015 Und mag des Himmels glanzvoll Aug' erblinden,pgo_170.016 So unterstützt, werd' ich auf den Ruinen stehnpgo_170.017 Und rings ein neues Leben suchen.
pgo_170.018 Und wie Sforza die Liebe zu seiner Gattin, auf die er sich stützt, in pgo_170.019 dieser Hyperbel ausdrückt, so Dunois die Hoheit der Jungfrau:
pgo_170.020
Denn alle Fürstenthrone, aufeinanderpgo_170.021 Gestellt, bis zu den Sternen fortgebaut,pgo_170.022 Erreichten nicht die Höhe, wo sie stehtpgo_170.023 Jn ihrer Engelsmajestät!
pgo_170.024 Eine ähnliche Wendung der Reflexionshyperbel ist: mir ist, als ob:
pgo_170.025
Denn mir istpgo_170.026 Als ob der Wüste unmitleid'ge Schaaren,pgo_170.027 Des Meeres Ungeheuer mich umständen.
pgo_170.028
Braut von Messina.
pgo_170.029 oder die Form des Wunsches:
pgo_170.030
Daß er noch lebte!pgo_170.031 Jch gäb' ein Jndien dafür --
pgo_170.032
Don Carlos.
pgo_170.033
O ich möchte den Ocean vergiften, daß sie den Tod aus allenpgo_170.034 Quellen saufen! -- -- o daß ich durch die ganze Natur das Hornpgo_170.035 des Aufruhrs blasen könnte, Luft, Erde und Meer widerpgo_170.036 das Hyänengezücht in das Treffen zu führen!
pgo_170.037
Räuber.
pgo_170.001 Hyperbeln aus, in denen ein „wenn“ und „eh“ das übertriebene Bild pgo_170.002 einführt. So wenn Richard II. sagt:
pgo_170.003
Die Erde fühlt und diese Steine werdenpgo_170.004 Bewehrte Krieger, eh' ihr echter Königpgo_170.005 Des Aufruhrs schnöden Waffen unterliegt.
pgo_170.006 Mortimer in der „Maria Stuart“ sagt:
pgo_170.007
Mag der Welten Bandpgo_170.008 Sich lösen, eine zweite Wasserfluthpgo_170.009 Herwogend alles Athmende verschlingen —pgo_170.010 Jch achte Nichts mehr — eh' ich dir entsage,pgo_170.011 Eh' nahe sich das Ende aller Tage.
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Und mag der Erde Grund zusammenstürzen,pgo_170.015 Und mag des Himmels glanzvoll Aug' erblinden,pgo_170.016 So unterstützt, werd' ich auf den Ruinen stehnpgo_170.017 Und rings ein neues Leben suchen.
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Denn alle Fürstenthrone, aufeinanderpgo_170.021 Gestellt, bis zu den Sternen fortgebaut,pgo_170.022 Erreichten nicht die Höhe, wo sie stehtpgo_170.023 Jn ihrer Engelsmajestät!
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pgo_170.025
Denn mir istpgo_170.026 Als ob der Wüste unmitleid'ge Schaaren,pgo_170.027 Des Meeres Ungeheuer mich umständen.
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Braut von Messina.
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pgo_170.030
Daß er noch lebte!pgo_170.031 Jch gäb' ein Jndien dafür —
pgo_170.032
Don Carlos.
pgo_170.033
O ich möchte den Ocean vergiften, daß sie den Tod aus allenpgo_170.034 Quellen saufen! — — o daß ich durch die ganze Natur das Hornpgo_170.035 des Aufruhrs blasen könnte, Luft, Erde und Meer widerpgo_170.036 das Hyänengezücht in das Treffen zu führen!
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Räuber.
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Hyperbeln aus, in denen ein „wenn“ und „eh“ das übertriebene Bild pgo_170.002
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Die Erde fühlt und diese Steine werden pgo_170.004
Bewehrte Krieger, eh' ihr echter König pgo_170.005
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Mortimer in der „Maria Stuart“ sagt:
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Mag der Welten Band pgo_170.008
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Jn Massinger's „Herzog von Mailand“ sagt Sforza, indem er pgo_170.013
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O ich möchte den Ocean vergiften, daß sie den Tod aus allen pgo_170.034
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des Aufruhrs blasen könnte, Luft, Erde und Meer wider pgo_170.036
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Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschall_poetik_1858/192>, abgerufen am 16.02.2025.
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