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Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.

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Jn dem Dome zu Korduva pgo_213.002
Stehen Säulen dreizehnhundert, pgo_213.003
Dreizehnhundert Riesensäulen pgo_213.004
Tragen die gewalt'ge Kuppel.

Heine.

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oder:

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Jn dem Schloß zu Alkolea pgo_213.007
Tanzen zwölf geschmückte Damen, pgo_213.008
Tanzen zwölf geschmückte Ritter, pgo_213.009
Doch am schönsten tanzt Alonzo.

Heine.

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Jm letzten Gesange meines "Carlo Zeno" hab' ich den vierfüßigen pgo_213.011
Trochäus gebraucht, weil er mir zum elegisch reflektirenden Charakter, pgo_213.012
den hier die Dichtung annimmt, zu stimmen schien.

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d. Fünffüßige Trochäen.
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Schwermuthsvoll und dumpfig hallt Geläute pgo_213.017
Vom bemoosten Kirchenthurm herab.
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Hölty.

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Schweigend in der Abenddämm'rung Schleier pgo_213.020
Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt; pgo_213.021
Nur daß hier im alternden Gemäuer pgo_213.022
Melancholisch noch ein Heimchen zirpt.
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Matthisson.

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Man hat, wie diese Beispiele zeigen, den Vers früher zum vollen pgo_213.025
und schweren Austönen einer melancholischen Stimmung, zu Elegieen im pgo_213.026
engeren Sinne des Wortes benutzt, und in der That eignet er sich hierzu, pgo_213.027
besonders wenn Spondäen noch seinen hinsterbenden Tonfall schwerer pgo_213.028
und schmerzlicher machen. Jn neuer Zeit dagegen hat man, erregt durch pgo_213.029
die serbische Volksepik, den Fünffüßler zum Träger von Balladen, pgo_213.030
Sagen, Märchen gemacht, ihm aber durch hineinverwebte Daktylen pgo_213.031
mehr Abwechslung und Lebendigkeit gegeben. Dies Versmaß finden pgo_213.032
wir in Platen's "Abassiden." Ohne solchen daktylischen Wechsel ist "die pgo_213.033
weiße Schlange" von Geibel gedichtet, der dafür mit Vorliebe Spondäen pgo_213.034
anwendet:

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Auf der Burg in reichgeschmückter Halle pgo_213.036
Schweigsam brütend sitzt der greise Stojan, pgo_213.037
Sitzt bei'm vollen Silberkrug und trinkt nicht,
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Doch am schönsten tanzt Alonzo.

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Nur daß hier im alternden Gemäuer pgo_213.022
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Matthisson.

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Zitationshilfe: Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschall_poetik_1858/235>, abgerufen am 21.11.2024.