Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.pgo_213.001 Jn dem Dome zu Korduva pgo_213.002 Stehen Säulen dreizehnhundert, pgo_213.003 Dreizehnhundert Riesensäulen pgo_213.004 Tragen die gewalt'ge Kuppel. Heine. pgo_213.005 Jn dem Schloß zu Alkolea pgo_213.007 Tanzen zwölf geschmückte Damen, pgo_213.008 Tanzen zwölf geschmückte Ritter, pgo_213.009 Doch am schönsten tanzt Alonzo. Heine. pgo_213.010 pgo_213.013 d. Fünffüßige Trochäen. pgo_213.014_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ pgo_213.015 Schwermuthsvoll und dumpfig hallt Geläute pgo_213.017 pgo_213.018Vom bemoosten Kirchenthurm herab. Hölty. pgo_213.019Schweigend in der Abenddämm'rung Schleier pgo_213.020 pgo_213.023Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt; pgo_213.021 Nur daß hier im alternden Gemäuer pgo_213.022 Melancholisch noch ein Heimchen zirpt. Matthisson. pgo_213.024 Auf der Burg in reichgeschmückter Halle pgo_213.036
Schweigsam brütend sitzt der greise Stojan, pgo_213.037 Sitzt bei'm vollen Silberkrug und trinkt nicht, pgo_213.001 Jn dem Dome zu Korduva pgo_213.002 Stehen Säulen dreizehnhundert, pgo_213.003 Dreizehnhundert Riesensäulen pgo_213.004 Tragen die gewalt'ge Kuppel. Heine. pgo_213.005 Jn dem Schloß zu Alkolea pgo_213.007 Tanzen zwölf geschmückte Damen, pgo_213.008 Tanzen zwölf geschmückte Ritter, pgo_213.009 Doch am schönsten tanzt Alonzo. Heine. pgo_213.010 pgo_213.013 d. Fünffüßige Trochäen. pgo_213.014_ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ pgo_213.015 Schwermuthsvoll und dumpfig hallt Geläute pgo_213.017 pgo_213.018Vom bemoosten Kirchenthurm herab. Hölty. pgo_213.019Schweigend in der Abenddämm'rung Schleier pgo_213.020 pgo_213.023Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt; pgo_213.021 Nur daß hier im alternden Gemäuer pgo_213.022 Melancholisch noch ein Heimchen zirpt. Matthisson. pgo_213.024 Auf der Burg in reichgeschmückter Halle pgo_213.036
Schweigsam brütend sitzt der greise Stojan, pgo_213.037 Sitzt bei'm vollen Silberkrug und trinkt nicht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <pb facs="#f0235" n="213"/> <lb n="pgo_213.001"/> <lg> <l>Jn dem Dome zu Korduva</l> <lb n="pgo_213.002"/> <l>Stehen Säulen dreizehnhundert,</l> <lb n="pgo_213.003"/> <l>Dreizehnhundert Riesensäulen</l> <lb n="pgo_213.004"/> <l>Tragen die gewalt'ge Kuppel.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Heine</hi>. </hi> </p> <p><lb n="pgo_213.005"/> oder:</p> <lb n="pgo_213.006"/> <lg> <l>Jn dem Schloß zu Alkolea</l> <lb n="pgo_213.007"/> <l>Tanzen zwölf geschmückte Damen,</l> <lb n="pgo_213.008"/> <l>Tanzen zwölf geschmückte Ritter,</l> <lb n="pgo_213.009"/> <l>Doch am schönsten tanzt Alonzo.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Heine</hi>.</hi> </p> <p><lb n="pgo_213.010"/> Jm letzten Gesange meines „<hi rendition="#g">Carlo Zeno</hi>“ hab' ich den vierfüßigen <lb n="pgo_213.011"/> Trochäus gebraucht, weil er mir zum elegisch reflektirenden Charakter, <lb n="pgo_213.012"/> den hier die Dichtung annimmt, zu stimmen schien.</p> </div> <div n="6"> <lb n="pgo_213.013"/> <head> <hi rendition="#c">d. <hi rendition="#g">Fünffüßige Trochäen.</hi></hi> </head> <lb n="pgo_213.014"/> <p> <hi rendition="#right">_ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ <lb n="pgo_213.015"/> _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _</hi> </p> <lb n="pgo_213.016"/> <lg> <l>Schwermuthsvoll und dumpfig hallt Geläute</l> <lb n="pgo_213.017"/> <l>Vom bemoosten Kirchenthurm herab.</l> </lg> <lb n="pgo_213.018"/> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Hölty</hi>.</hi> </p> <lb n="pgo_213.019"/> <lg> <l>Schweigend in der Abenddämm'rung Schleier</l> <lb n="pgo_213.020"/> <l>Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt;</l> <lb n="pgo_213.021"/> <l>Nur daß hier im alternden Gemäuer</l> <lb n="pgo_213.022"/> <l>Melancholisch noch ein Heimchen zirpt.</l> </lg> <lb n="pgo_213.023"/> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Matthisson</hi>.</hi> </p> <p><lb n="pgo_213.024"/> Man hat, wie diese Beispiele zeigen, den Vers früher zum vollen <lb n="pgo_213.025"/> und schweren Austönen einer melancholischen Stimmung, zu Elegieen im <lb n="pgo_213.026"/> engeren Sinne des Wortes benutzt, und in der That eignet er sich hierzu, <lb n="pgo_213.027"/> besonders wenn Spondäen noch seinen hinsterbenden Tonfall schwerer <lb n="pgo_213.028"/> und schmerzlicher machen. Jn neuer Zeit dagegen hat man, erregt durch <lb n="pgo_213.029"/> die serbische Volksepik, den Fünffüßler zum Träger von Balladen, <lb n="pgo_213.030"/> Sagen, Märchen gemacht, ihm aber durch hineinverwebte Daktylen <lb n="pgo_213.031"/> mehr Abwechslung und Lebendigkeit gegeben. Dies Versmaß finden <lb n="pgo_213.032"/> wir in Platen's „Abassiden.“ Ohne solchen daktylischen Wechsel ist „die <lb n="pgo_213.033"/> weiße Schlange“ von <hi rendition="#g">Geibel</hi> gedichtet, der dafür mit Vorliebe Spondäen <lb n="pgo_213.034"/> anwendet:</p> <lb n="pgo_213.035"/> <lg> <l>Auf der Burg in reichgeschmückter Halle</l> <lb n="pgo_213.036"/> <l>Schweigsam brütend sitzt der greise <hi rendition="#g">Stojan,</hi></l> <lb n="pgo_213.037"/> <l>Sitzt bei'm vollen Silberkrug und trinkt nicht,</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [213/0235]
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Doch am schönsten tanzt Alonzo.
Heine.
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Jm letzten Gesange meines „Carlo Zeno“ hab' ich den vierfüßigen pgo_213.011
Trochäus gebraucht, weil er mir zum elegisch reflektirenden Charakter, pgo_213.012
den hier die Dichtung annimmt, zu stimmen schien.
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d. Fünffüßige Trochäen. pgo_213.014
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Schwermuthsvoll und dumpfig hallt Geläute pgo_213.017
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Hölty.
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Schweigend in der Abenddämm'rung Schleier pgo_213.020
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Matthisson.
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Man hat, wie diese Beispiele zeigen, den Vers früher zum vollen pgo_213.025
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engeren Sinne des Wortes benutzt, und in der That eignet er sich hierzu, pgo_213.027
besonders wenn Spondäen noch seinen hinsterbenden Tonfall schwerer pgo_213.028
und schmerzlicher machen. Jn neuer Zeit dagegen hat man, erregt durch pgo_213.029
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Sagen, Märchen gemacht, ihm aber durch hineinverwebte Daktylen pgo_213.031
mehr Abwechslung und Lebendigkeit gegeben. Dies Versmaß finden pgo_213.032
wir in Platen's „Abassiden.“ Ohne solchen daktylischen Wechsel ist „die pgo_213.033
weiße Schlange“ von Geibel gedichtet, der dafür mit Vorliebe Spondäen pgo_213.034
anwendet:
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Auf der Burg in reichgeschmückter Halle pgo_213.036
Schweigsam brütend sitzt der greise Stojan, pgo_213.037
Sitzt bei'm vollen Silberkrug und trinkt nicht,
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