Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.pgo_214.001 Starrt empor bei'm Balkenwerk der Decke, pgo_214.002 Das von gold'nen Drachenköpfen funkelt; pgo_214.003 Hell in's Fenster lacht die Spätherbstsonne. pgo_214.004 e. Sechs- und siebenfüßige Trochäen. pgo_214.005a) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ pgo_214.006 pgo_214.007 pgo_214.011 f. Der trochäische Tetrameter pgo_214.012_ _ _ _ | _ _ _ _ || _ _ _ _ | _ _ _ _ | pgo_214.013 pgo_214.014 pgo_214.017 Weltgeheimniß ist die Schönheit, das uns lockt in Bild und Wort, pgo_214.024 Wollt ihr sie dem Leben rauben, zieht mit ihr die Liebe fort: pgo_214.025 Was noch athmet, zuckt und schaudert, Alles sinkt in Nacht und Graus, pgo_214.026 Und des Himmels Lampen löschen mit dem letzten Dichter aus. pgo_214.027 Mittelmäß'gem klatscht ihr Beifall, duldet das Erhab'ne blos, pgo_214.029 Und verbanntet fast schon alles, was nicht ganz gedankenlos. pgo_214.030 Ja in einer Stadt des Nordens, die so manches Uebels Quell, pgo_214.031 Preist man Clauren's Albernheiten und verbietet Schiller's Tell. pgo_214.032 2. Das jambische Versmaaß. pgo_214.033 pgo_214.001 Starrt empor bei'm Balkenwerk der Decke, pgo_214.002 Das von gold'nen Drachenköpfen funkelt; pgo_214.003 Hell in's Fenster lacht die Spätherbstsonne. pgo_214.004 e. 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Wie die <lb n="pgo_214.019"/> Vierfüßler hat auch der Achtfüßler einen antithetischen Charakter und ist <lb n="pgo_214.020"/> eine passende rhythmische Waffe für scharfen Spott. Nach dem Vorgange <lb n="pgo_214.021"/> des Aristophanes hat sie <hi rendition="#g">Platen</hi> in den Parabasen, auch im <lb n="pgo_214.022"/> Dialog seiner Lustspiele benutzt:</p> <lb n="pgo_214.023"/> <lg> <l>Weltgeheimniß ist die Schönheit, das uns lockt in Bild und Wort,</l> <lb n="pgo_214.024"/> <l>Wollt ihr sie dem Leben rauben, zieht mit ihr die Liebe fort:</l> <lb n="pgo_214.025"/> <l>Was noch athmet, zuckt und schaudert, Alles sinkt in Nacht und Graus,</l> <lb n="pgo_214.026"/> <l>Und des Himmels Lampen löschen mit dem letzten Dichter aus.</l> </lg> <p><lb n="pgo_214.027"/> Antithetisch spottend sind folgende Tetrameter <hi rendition="#g">Platen's:</hi></p> <lb n="pgo_214.028"/> <lg> <l>Mittelmäß'gem klatscht ihr Beifall, duldet das Erhab'ne blos,</l> <lb n="pgo_214.029"/> <l>Und verbanntet fast schon alles, was nicht ganz gedankenlos.</l> <lb n="pgo_214.030"/> <l>Ja in einer Stadt des Nordens, die so manches Uebels Quell,</l> <lb n="pgo_214.031"/> <l>Preist man Clauren's Albernheiten und verbietet Schiller's Tell.</l> </lg> </div> </div> <div n="5"> <lb n="pgo_214.032"/> <head> <hi rendition="#c">2. 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Starrt empor bei'm Balkenwerk der Decke, pgo_214.002
Das von gold'nen Drachenköpfen funkelt; pgo_214.003
Hell in's Fenster lacht die Spätherbstsonne.
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e. Sechs- und siebenfüßige Trochäen. pgo_214.005
α) _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ pgo_214.006
β) _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿
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Diese Verse haben einen etwas schwerfälligen und schleppenden Gang pgo_214.008
und werden daher nur bei Nachdichtungen und ausnahmsweise in pgo_214.009
Anwendung gebracht. Rückert hat seine „Frühlingshymne“ in trochäischen pgo_214.010
Siebenfüßlern gedichtet.
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f. Der trochäische Tetrameter pgo_214.012
_ ‿ _ ‿ | _ ‿ _ ‿ ‖ _ ‿ _ ‿ | _ ‿ _ ‿ |
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oder katalektisch _ ‿ _ ‿ | _ ‿ _ ‿ ‖ _ ‿ _ ‿ | _ ‿ _ |
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Dieser trochäische Achtfüßler entsteht dadurch, daß vier trochäische pgo_214.015
Dipodieen nebeneinander gestellt werden, und zwar trennt eine Cäsur pgo_214.016
nach dem Schlusse der zweiten Dipodie den Vers in zwei Abschnitte.
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Dieser Vers hat einen lebendigen, aber doch dabei würdigen Gang. pgo_214.018
Er eignet sich daher für eine lebendig gedankenvolle Poesie. Wie die pgo_214.019
Vierfüßler hat auch der Achtfüßler einen antithetischen Charakter und ist pgo_214.020
eine passende rhythmische Waffe für scharfen Spott. Nach dem Vorgange pgo_214.021
des Aristophanes hat sie Platen in den Parabasen, auch im pgo_214.022
Dialog seiner Lustspiele benutzt:
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Weltgeheimniß ist die Schönheit, das uns lockt in Bild und Wort, pgo_214.024
Wollt ihr sie dem Leben rauben, zieht mit ihr die Liebe fort: pgo_214.025
Was noch athmet, zuckt und schaudert, Alles sinkt in Nacht und Graus, pgo_214.026
Und des Himmels Lampen löschen mit dem letzten Dichter aus.
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Antithetisch spottend sind folgende Tetrameter Platen's:
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Mittelmäß'gem klatscht ihr Beifall, duldet das Erhab'ne blos, pgo_214.029
Und verbanntet fast schon alles, was nicht ganz gedankenlos. pgo_214.030
Ja in einer Stadt des Nordens, die so manches Uebels Quell, pgo_214.031
Preist man Clauren's Albernheiten und verbietet Schiller's Tell.
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2. Das jambische Versmaaß. pgo_214.033
Der Jambus (‿ _, ein Versfuß, bei welchem die kurze Sylbe der pgo_214.034
langen vorausgeht, hat, im Gegensatz zum Trochäus, einen energischen,
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