Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.
In ihm lockt' ich des Burgwart's blöde Töchter. -- Ihr wiss't, wie ich die Zucht als Weib gehalten; Doch that mir's wohl, in seinem kecken Thun Traumweis' zu überfliegen jene Schranken, In die ein enger Kreis die Weiber bann't. Er ist mein Ich, er ist der Mann Gertrude, Ich bitt' Euch, trenn't mich nicht von meinem Selbst! Soll er mein Helfer seyn, wir wollen leben, Wie drei Geschwister: Euer Volk das dritte. Soll er? König. Was mach'st du, Weib, aus mir? Königin. Soll er? König. Nun wohl, ich will ihn sprechen. Königin. Dank, o Dank! König. Du dank'st zu früh! Nur einen Theil der Macht, Das Heer vielleicht, soll er indeß verwalten, Und unter Aufsicht. Königin. Unter mir, das Ganze. König (mit dem Fuße stampfend). Hollah!
In ihm lockt’ ich des Burgwart’s blöde Töchter. — Ihr wiſſ’t, wie ich die Zucht als Weib gehalten; Doch that mir’s wohl, in ſeinem kecken Thun Traumweis’ zu überfliegen jene Schranken, In die ein enger Kreis die Weiber bann’t. Er iſt mein Ich, er iſt der Mann Gertrude, Ich bitt’ Euch, trenn’t mich nicht von meinem Selbſt! Soll er mein Helfer ſeyn, wir wollen leben, Wie drei Geſchwiſter: Euer Volk das dritte. Soll er? König. Was mach’ſt du, Weib, aus mir? Königin. Soll er? König. Nun wohl, ich will ihn ſprechen. Königin. Dank, o Dank! König. Du dank’ſt zu früh! Nur einen Theil der Macht, Das Heer vielleicht, ſoll er indeß verwalten, Und unter Aufſicht. Königin. Unter mir, das Ganze. König (mit dem Fuße ſtampfend). Hollah! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOENIGIN"> <p><pb facs="#f0032" n="24"/> In ihm lockt’ ich des Burgwart’s blöde Töchter. —<lb/> Ihr wiſſ’t, wie ich die Zucht als Weib gehalten;<lb/> Doch that mir’s wohl, in ſeinem kecken Thun<lb/> Traumweis’ zu überfliegen jene Schranken,<lb/> In die ein enger Kreis die Weiber bann’t.<lb/> Er iſt mein Ich, er iſt der Mann Gertrude,<lb/> Ich bitt’ Euch, trenn’t mich nicht von meinem Selbſt!<lb/> Soll er mein Helfer ſeyn, wir wollen leben,<lb/> Wie drei Geſchwiſter: Euer Volk das dritte.<lb/> Soll er?</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Was mach’ſt du, Weib, aus mir?</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Soll er?</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun wohl, ich will ihn ſprechen.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Dank, o Dank!</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Du dank’ſt zu früh! Nur einen Theil der Macht,<lb/> Das Heer vielleicht, ſoll er indeß verwalten,<lb/> Und unter Aufſicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Unter mir, das Ganze.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">König</hi> </speaker><lb/> <stage>(mit dem Fuße ſtampfend).</stage><lb/> <p>Hollah!</p><lb/> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [24/0032]
In ihm lockt’ ich des Burgwart’s blöde Töchter. —
Ihr wiſſ’t, wie ich die Zucht als Weib gehalten;
Doch that mir’s wohl, in ſeinem kecken Thun
Traumweis’ zu überfliegen jene Schranken,
In die ein enger Kreis die Weiber bann’t.
Er iſt mein Ich, er iſt der Mann Gertrude,
Ich bitt’ Euch, trenn’t mich nicht von meinem Selbſt!
Soll er mein Helfer ſeyn, wir wollen leben,
Wie drei Geſchwiſter: Euer Volk das dritte.
Soll er?
König.
Was mach’ſt du, Weib, aus mir?
Königin.
Soll er?
König.
Nun wohl, ich will ihn ſprechen.
Königin.
Dank, o Dank!
König.
Du dank’ſt zu früh! Nur einen Theil der Macht,
Das Heer vielleicht, ſoll er indeß verwalten,
Und unter Aufſicht.
Königin.
Unter mir, das Ganze.
König
(mit dem Fuße ſtampfend).
Hollah!
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