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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. allgemeine vergleichung der conjugation.
weil schon im sanskr. I. tutopam, III. tutopat bloße
muthmaßung ist, in eine uralte zeit zurückfällt. Auch
tetupha, tetuphe sind ohne cons., scheiden sich aber vo-
calisch; legi hat den cons. nicht, hingegen legit; slav.
fällt III. nicht mit I, sondern mit II. zusammen: vede,
vede. -- b) gleichmerkwürdig erscheint der abstand
des cons. der II. sg. praet. von dem der II. sg. praes.
Wie im goth. greipis und graipt, alth. kreifis und
krifi, entfernt sich pasi von tutopitha, legis von le-
gisti; vedeschi von vede; doch tupteis stimmt zu te-
tuphas
. Die verschiedenheit beider ist also auch im
deutschen (s. 1043. 1044.) uralt, und der versuch sie
zu vereinigen sehr gewagt. -- c) wie im deutschen III.
pl. praes. -nd, praet. aber -n zeigt, zeigt auch das
ind. praes. -nt, das praet. -s, das slav. praes. -ut,
das praet. -u; wogegen griech, beide -s, lat. beide
-nt besitzen; das verhältnis des -s zu dem -nt, so
wie des -nt zu dem deutschen -nd, nt wird unten
anm. 10. besprochen werden. -- d) der längere haft
des -m I. praes. sg. im krainischen und serb., wäh-
rend es im altslav. und ruß. fast verschwindet, ver-
gleicht sich dem alth. -em, -om, welches im goth.
und nord. fehlt. Daß aber auch in mundarten, wo
es regelmäßig apocopiert wird, die anomalen asmi,
dadami etc. eimi, eimi, istemi, phemi, didomi etc.; sum,
inquam; esmi, eimi, dumi; jesm', dam', imam' etc.
fortdauern, entspricht genau dem goth. im, altn. em,
alth. pim, gem, stem, tuom, welche verba sich da-
durch den griech. auf mi parallelisieren. Dieser ähn-
lichkeit wegen sind denn auch die wurzeln eimi (dor.
emmi f. esmi) sansk. asmi, litth. esmi, slav. jesm', lat.
sum, goth. im für identisch zu halten; weiter eimi,
lat. eo (conj. eam) litth. eimi, lett. eemu, alth. gem,
gam [vgl. das goth. gagga dem lett. praet. gahju und
iddja dem slav. idu, böhm. gdu, krain. idem]; end-
lich didomi, lat. do (conj. dem, praet. dedi) litth. dumi,
alth. tuom (praet. teta, welches wie dedi, dadami,
und didomi reduplicativisch; das goth. d in dedun und
alth. t in tatun gehört unter die ausnahmen der laut-
verschiebung s. 590.) selbst das verfließen der bedeu-
tungen geben und thun läßt sich nachweisen. Nicht
unwahrscheinlich entspringt aber das slav. futurum
stanu (stabo) aus stam' (sto) wie noch das ruß. dam'
nicht do, sondern dabo bedeutet, das griech. eimi nicht
eo, vielmehr ibo (Buttm. p. 555.), das angels. beo
II. allgemeine vergleichung der conjugation.
weil ſchon im ſanſkr. I. tutôpam, III. tutôpat bloße
muthmaßung iſt, in eine uralte zeit zurückfällt. Auch
τέτυφα, τέτυφε ſind ohne conſ., ſcheiden ſich aber vo-
caliſch; lêgi hat den conſ. nicht, hingegen lêgit; ſlav.
fällt III. nicht mit I, ſondern mit II. zuſammen: vede,
vede. — b) gleichmerkwürdig erſcheint der abſtand
des conſ. der II. ſg. praet. von dem der II. ſg. praeſ.
Wie im goth. greipis und gráipt, alth. krîfis und
krifi, entfernt ſich pâſi von tutôpitha, legis von le-
giſti; vedeſchi von vede; doch τύπτεις ſtimmt zu τέ-
τυφας
. Die verſchiedenheit beider iſt alſo auch im
deutſchen (ſ. 1043. 1044.) uralt, und der verſuch ſie
zu vereinigen ſehr gewagt. — c) wie im deutſchen III.
pl. praeſ. -nd, praet. aber -n zeigt, zeigt auch das
ind. praeſ. -nt, das praet. -s, das ſlav. praeſ. -ut,
das praet. -u; wogegen griech, beide -s, lat. beide
-nt beſitzen; das verhältnis des -s zu dem -nt, ſo
wie des -nt zu dem deutſchen -nd, nt wird unten
anm. 10. beſprochen werden. — d) der längere haft
des -m I. praeſ. ſg. im krainiſchen und ſerb., wäh-
rend es im altſlav. und ruß. faſt verſchwindet, ver-
gleicht ſich dem alth. -êm, -ôm, welches im goth.
und nord. fehlt. Daß aber auch in mundarten, wo
es regelmäßig apocopiert wird, die anomalen aſmi,
dadâmi etc. εἰμί, εἶμι, ἵστημι, φημί, δίδωμι etc.; ſum,
inquam; eſmi, eimi, důmi; jeſm’, dam’, imam’ etc.
fortdauern, entſpricht genau dem goth. ïm, altn. ëm,
alth. pim, gêm, ſtêm, tuom, welche verba ſich da-
durch den griech. auf μι paralleliſieren. Dieſer ähn-
lichkeit wegen ſind denn auch die wurzeln εἰμί (dor.
ἐμμί f. ἐσμί) ſanſk. aſmi, litth. eſmi, ſlav. jeſm’, lat.
ſum, goth. ïm für identiſch zu halten; weiter εἶμι,
lat. eo (conj. eam) litth. eimi, lett. eemu, alth. gêm,
gâm [vgl. das goth. gagga dem lett. praet. gahju und
ïddja dem ſlav. idu, böhm. gdu, krain. idem]; end-
lich δίδωμι, lat. do (conj. dem, praet. dedi) litth. důmi,
alth. tuom (praet. tëta, welches wie dedi, dadâmi,
und δίδωμι reduplicativiſch; das goth. d in dêdun und
alth. t in tâtun gehört unter die ausnahmen der laut-
verſchiebung ſ. 590.) ſelbſt das verfließen der bedeu-
tungen geben und thun läßt ſich nachweiſen. Nicht
unwahrſcheinlich entſpringt aber das ſlav. futurum
ſtanu (ſtabo) aus ſtam’ (ſto) wie noch das ruß. dam’
nicht do, ſondern dabo bedeutet, das griech. εἶμι nicht
eo, vielmehr ibo (Buttm. p. 555.), das angelſ. bëo
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[1063/1089] II. allgemeine vergleichung der conjugation. weil ſchon im ſanſkr. I. tutôpam, III. tutôpat bloße muthmaßung iſt, in eine uralte zeit zurückfällt. Auch τέτυφα, τέτυφε ſind ohne conſ., ſcheiden ſich aber vo- caliſch; lêgi hat den conſ. nicht, hingegen lêgit; ſlav. fällt III. nicht mit I, ſondern mit II. zuſammen: vede, vede. — b) gleichmerkwürdig erſcheint der abſtand des conſ. der II. ſg. praet. von dem der II. ſg. praeſ. Wie im goth. greipis und gráipt, alth. krîfis und krifi, entfernt ſich pâſi von tutôpitha, legis von le- giſti; vedeſchi von vede; doch τύπτεις ſtimmt zu τέ- τυφας. Die verſchiedenheit beider iſt alſo auch im deutſchen (ſ. 1043. 1044.) uralt, und der verſuch ſie zu vereinigen ſehr gewagt. — c) wie im deutſchen III. pl. praeſ. -nd, praet. aber -n zeigt, zeigt auch das ind. praeſ. -nt, das praet. -s, das ſlav. praeſ. -ut, das praet. -u; wogegen griech, beide -s, lat. beide -nt beſitzen; das verhältnis des -s zu dem -nt, ſo wie des -nt zu dem deutſchen -nd, nt wird unten anm. 10. beſprochen werden. — d) der längere haft des -m I. praeſ. ſg. im krainiſchen und ſerb., wäh- rend es im altſlav. und ruß. faſt verſchwindet, ver- gleicht ſich dem alth. -êm, -ôm, welches im goth. und nord. fehlt. Daß aber auch in mundarten, wo es regelmäßig apocopiert wird, die anomalen aſmi, dadâmi etc. εἰμί, εἶμι, ἵστημι, φημί, δίδωμι etc.; ſum, inquam; eſmi, eimi, důmi; jeſm’, dam’, imam’ etc. fortdauern, entſpricht genau dem goth. ïm, altn. ëm, alth. pim, gêm, ſtêm, tuom, welche verba ſich da- durch den griech. auf μι paralleliſieren. Dieſer ähn- lichkeit wegen ſind denn auch die wurzeln εἰμί (dor. ἐμμί f. ἐσμί) ſanſk. aſmi, litth. eſmi, ſlav. jeſm’, lat. ſum, goth. ïm für identiſch zu halten; weiter εἶμι, lat. eo (conj. eam) litth. eimi, lett. eemu, alth. gêm, gâm [vgl. das goth. gagga dem lett. praet. gahju und ïddja dem ſlav. idu, böhm. gdu, krain. idem]; end- lich δίδωμι, lat. do (conj. dem, praet. dedi) litth. důmi, alth. tuom (praet. tëta, welches wie dedi, dadâmi, und δίδωμι reduplicativiſch; das goth. d in dêdun und alth. t in tâtun gehört unter die ausnahmen der laut- verſchiebung ſ. 590.) ſelbſt das verfließen der bedeu- tungen geben und thun läßt ſich nachweiſen. Nicht unwahrſcheinlich entſpringt aber das ſlav. futurum ſtanu (ſtabo) aus ſtam’ (ſto) wie noch das ruß. dam’ nicht do, ſondern dabo bedeutet, das griech. εἶμι nicht eo, vielmehr ibo (Buttm. p. 555.), das angelſ. bëo

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1063. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1089>, abgerufen am 22.11.2024.